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Bruno Kreisky: Die spannende Lebensgeschichte des Ex-Kanzlers
In jungen Jahren betätigte sich der Ur-Wiener am Widerstandskampf gegen den Austrofaschismus, später reformierte er die SPÖ und das österreichische Bildungswesen und kämpfte für die Gleichberechtigung der Frau. Dieser Artikel soll einen Überblick über das aufregende Leben des Altkanzlers verschaffen.
Kreiskys Jugend
Bruno Kreisky wurde am 22. Jänner 1911 als Sohn eines Industriellen und der Tochter eines Lebensmittelherstellers im 5. Wiener Gemeindebezirk geboren. Bereits in seinen jungen Jahren engagierte er sich politisch. Mit 13 Jahren nahm er erstmalig an einer Demonstration teil, deren Anlass der Selbstmord eines Mitschülers war. Ein Jahr später trat er dem Verband sozialistischer Mitschüler bei, wechselte jedoch bald darauf zur Sozialistischen Arbeiterjugend. Nach Abschluss der Matura folgte auf Rat von Otto Bauer ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien.
Während seines Studiums schloss sich Kreisky dem Widerstand an, um gegen die in Österreich herrschende, austrofaschistische Diktatur zu kämpfen. Nach dem Verbot aller sozialdemokratischen Organisationen im Jahr 1934 gründete er die Revolutionäre Sozialistische Jugend und wurde Mitglied der Revolutionären Sozialisten. 1935 beschuldigte man ihn des Hochverrates und inhaftierte ihn.
Eineinhalb Jahre verbrachte Kreisky im Kerker, bevor er 1937 auf freien Fuß gelassen wurde. Ein Jahr dauerten seine Bemühungen, bis ein über ihn verhängtes Studiumsverbot aufgehoben wurde und er zurück an die Uni durfte. Seine letzte Prüfung legte er am 13. März 1938 ab, nur einen Tag nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland. Drei Tage später verhaftete die Gestapo Bruno Kreisky. Er war Jude, demnach drohte ihm die Deportation in ein Konzentrationslager. Nur unter der Auflage, umgehend auszureisen, wurde er freigelassen. Ein großer Teil seiner Verwandtschaft hatte weniger Glück und wurde vom Regime der Nationalsozialisten ermordet.
Kreiskys Flucht
Zuerst flüchtete Kreisky nach Dänemark, wo man ihm jedoch aufgrund des fehlenden Visums mit einer Abschiebung drohte. Wenige Tage vor seiner Abschiebung erhielt er jedoch eine Nachricht vom Vorsitzenden einer schwedischen sozialdemokratischen Jugendorganisation, der ihn nach Schweden einlud. Im schwedischen Exil arbeitete Kreisky als Berater für die Stockholmer Konsumgenossenschaft und schrieb für mehrere internationale Zeitungen. Neben vielen weiteren Sozialdemokraten lernte er dort den späteren deutschen Bundeskanzler Willy Brandt kennen.
Kreisky nach dem Krieg
Nach der Befreiung Österreichs durch die Alliierten engagierte sich Kreisky intensiv für den Wiederaufbau. Von Schweden aus veranlasste er Lieferungen von Lebensmitteln und Medikamenten nach Österreich, auch die SPÖ unterstützte er Tatkräftig. In einem vom Krieg zerrütteten Land mangelte es der SPÖ an fast allem, einmal soll Kreisky sogar Bleistiftspitzer und Büroklammern nach Österreich geschickt haben. Erst im Jahr 1950 kehrte Kreisky in sein Heimatland zurück, 12 ganze Jahre verbrachte er im Exil. Er erhielt eine Stelle im Bundeskanzleramt und wurde 1953 Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten. In den Jahren 1954/1955 war er Mitglied einer Delegation, die in Moskau über das Ende der sowjetischen Besatzung und den Staatsvertrag verhandelte.
Bruno Kreisky war von 1959 bis 1966 österreichischer Außenminister und löste 1967 seinen Vorgänger Bruno Pittermann als SPÖ-Vorsitzender ab. Bei den Nationalratswahlen 1970 ging die SPÖ unter Kreisky als Sieger hervor, bei der vorgezogenen Wahl 1971 erreichte sie sogar die absolute Mehrheit der Stimmen, bis 1983 sollte sich daran nichts ändern.
Kreiskys Regierungsjahre
Bruno Kreisky reformierte die österreichische Sozialdemokratie und traf auf großen Zuspruch in der Bevölkerung. Eine Vielzahl der Errungenschaften Kreiskys sehen wir heutzutage als normal an, mussten jedoch hart erkämpft werden. Eines der wichtigsten Themen für Kreisky waren die Rechte und die Gleichstellung von Frauen. Die Entkriminalisierung von Abtreibungen, die Gleichstellung von Mann und Frau in der Ehe sowie der Mutter-Kind-Pass sind nur ein paar Beispiele von Errungenschaften, die unter Kreisky entstanden. Er förderte weibliche Politikerinnen und arbeitete beispielsweise eng mit der Politikerin und Feministin Johanna Dohnal zusammen.
Die Liste weiterer Errungenschaften Kreiskys ist lang und reicht von der Entkriminalisierung von Homosexualität, zur Abschaffung der Studiengebühren sowie kostenfreier Zugang zu Schulbüchern.
Das Ende der Kreisky-Ära
Ab dem Jahr 1983 war Kreisky gesundheitlich und politisch geschwächt, die SPÖ verlor die absolute Mehrheit und ging eine Koalition mit der FPÖ unter Norbert Steger ein. Kreisky gab seinen SPÖ Vorsitz und das Amt des Bundeskanzlers an den Unterrichtsminister Fred Sinowatz ab. Bis zu seinem Tod 1990 blieb Kreisky politisch aktiv, beispielsweise in der Sozialistischen Internationalen, einem weltweiten Zusammenschluss von sozialistischen und sozialdemokratischen Organisationen und Parteien.
Tipp: Für alle, die sich noch ausführlicher mit Bruno Kreiskys Geschichte befassen wollen empfiehlt sich Bruno Kreisky: Kreisky erzählt. In dieser Audioaufzeichnung aus dem Jahr 1980 werden Geschichten aus dem Leben des legendären Staatsmannes erzählt, und zwar von niemand geringerem als Bruno Kreisky persönlich.
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