Typisch Wien: Was man über Wien wissen sollte

Fiaker in Wien
© Markus Gann - 123rf.com | Typisch Wien? Was man wissen sollte, bevor man nach Wien fährt

"Wien ist anders", sagt man. Stimmt auch! Wie anders Wien wirklich ist, fällt einem jedoch meist erst vor Ort auf. Deshalb hier: 5 Dinge, die man zu Wien wissen sollte, um nicht gleich als Tourist aufzufallen.

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Was Wien so einzigartig macht?

Dass Wien mittlerweile mehrmals zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wurde (Mercer-Studie), muss man an dieser Stelle wohl keinem mehr erzählen. Schlagworte wie "ältester Zoo der Welt", "innerstädtisches Weinbaugebiet", "Trinkwasserqualität" und vieles mehr, kann man den diversen Stadtführern ebenso entnehmen.

Was Wien aber wirklich einzigartig macht, ist nicht die Architektur, die zahlreichen Heurigen oder die breite Veranstaltungspalette, sondern der Wiener selbst - mit all seinem "Grant" und gleichzeitig mit all seinem Charme. Die Menschen, die in dieser schönen Stadt leben und das Kulturgut, das sie über Jahrhunderte hinweg getragen und verändert haben, sind es, die Wien so wienerisch und damit einzigartig machen. 

#1 - Die Wiener Eigenheiten

"Oida, ur leiwand", tönt es durch die Straßen und der eine oder andere mag sich denken: "Oh Gott, dieser Dialekt". Ja, da ist schon etwas Wahres dran. Das Wiener "G'sudern" (Jammern) wird speziell in Restösterreich nicht gerne gehört. Dennoch hat es einen melodischen Charme.

Die wichtigsten Wiener Sager für den bevorstehenden Wien-Aufenthalt:

"Oida" - ein Wort, viiiele Bedeutungen
Egal ob waschechter Wiener oder Z'uagroaste aus aller Herren Länder. Um dieses Wort kommt keiner herum, irgendwann schleicht es sich in jeden Wortschatz ein. Die Bedeutung: Das ganze Universum an Gefühlsregungen.

Das mit der Uhrzeit: "Viertel Vier"
Die Wiener Uhren ticken nicht nur anders, der Wiener hat die Uhr gleich neu erfunden. Wo ein Laie "Viertel nach 3 Uhr" (15:15 Uhr) meint, sagt der Wiener "viertel Vier!". Dies mag anfangs befremdlich erscheinen, überlegt man dann genauer, macht es aber doch irgendwie Sinn: Ein Viertel der vierten Stunde = viertel Vier.

"Man bringe den Spritzwein"
Der Wiener kennt sich aus, die anderen - naja, nicht so. Der "Spritzwein" - Kurzversion "G'spritzter" - bezeichnet in Wien das, was man in Deutschland als Weinschorle kennt, doch das ist nicht die Quintessenz dieses Satzes. Urheber dieses Sagers ist der ehemalige Bürgermeister Michael Häupl. Bekannt für seine pointierte Schlagfertigkeit genießt der sozialdemokratische Ex-Politiker nach wie vor große Sympathie. Wer dem Wiener also ein Lächeln aufs Gesicht zaubern möchte, merkt sich diesen Satz!

"Eine Melange, bitte!"
Die Wiener Kaffeehauskultur hat ebenfalls ihre Eigenheiten, so bestellt man hier: Eine Melange, einen kleinen Braunen oder einen Verlängerten und nicht Espresso oder Cappuccino. Der Wiener versteht aber auch die alternative Bezeichnung. 

Der Klassiker aus vergangenen Tagen: "A Eitrige mit an Buckl und a 16er Blech."
Wer in Wien gastiert sollte sich dieses "Menü" beim Würstelstand um's Eck nicht entgehen lassen. Was damit gemeint ist? Eine Käsekrainer (grobe Kochwurst mit Käse) mit einem Randstück vom Brotlaib und dazu eine Dose Ottakringer Bier aus dem 16. Wiener Bezirk - das "Einsermenü" des Wieners, definitiv einen Versuch wert!

#2 - Die Wiener Küche

Wiener Schnitzel, Melange, Kaiserschmarrn, Sachertorte: Alles sollte man in Wien probieren. Man darf sich nur nicht wundern, wenn das eine oder andere Gericht ein bisschen anders serviert wird, als man erwartet hätte.

Bonusfakt: Der Kaiserschmarrn war ein Unfall! Die genauen Umstände sind heute Teil zahrleicher unterschiedlicher Legenden. Gemein haben sie aber eines: Kaiser Franz Josef I liebte die Speise. Ob er den ersten von Kaiserin Elisbeth übernommen hat, weil dieser „Schmarrn“ (Unsinn) ihr zu reichhaltig war oder ob die Mehlspeise das Ergebnis von misratenen Palatschinken ist, darüber streiten sich die Legendenschreiber allerdings noch.

Was man in Wien, außer der Eitrigen mit Buckl, unbedingt einmal bestellt haben sollte:

Das Wiener Schnitzel

Für das typische Wiener Schnitzel wird Kalbsfleisch verwendet. Kalb, nicht Schwein oder Pute. Außerdem wird es in Butterschmalz und nicht in Öl, oder gar in einer Fritteuse herausgebraten. Beilagen kann man sich zwar bunt auswählen, traditionellerweise wird das urige Wiener Schnitzel jedoch mit Petersilienkartoffel (Erdäpfel) und Preiselbeermarmelade serviert.

Wer eine Sauce, oder "Tunke" zu seinem Schnitzel haben will, sollte sich das in Wien lieber verkneifen. Eine solche Nachfrage erntet höchstens abschätzige Blicke.

Tipp: Eines der besten Schnitzel der Stadt in einem traumhaften Ambiente gibt es mitten in der Innenstadt. Im Schwarzen Kameel wird das knusprige Kalbsschnitzerl auch als Fingerfood in Happen geschnitten an der Schank serviert, ein echter Genuss!

Sachertorte

Die Sachertorte ist das kulinarische Wahrzeichen Wiens, gemeinsam mit ihrem Cousin dem Kaiserschmarrn. Das Originalrezept der Sachertorte ist nur sehr wenigen zugänglich, über die angeblich geheime Zutat wird bis heute geschwiegen. Nachmacher gibt es viele. Das Original wird natürlich im Café Hotel Sacher um satte 8 € serviert. Wo man die echte Sachertorte noch genießen kann:

Liwanzen

Gesundheit? Nein, nein - schon richtig gelesen: Liwanzen oder Dalken sind eine böhmische Süßspeise, aus Krapfenteig hergestellt. Mit Topfencreme, Powidl oder Marmelade serviert, sind sie ein wahrer Genuss. Dazu noch eine Melange und die Wiener Kaffeehauskultur ist authentisch nachempfunden.

Alt Wiener Suppentopf

Der Alt Wiener Suppentopf wird auch Künstlersuppe genannt und besteht aus klarer Rindsuppe, Nudeln und kleinen Fleisch- und Gemüsestücken. Traditioneller Weise wird dieses Gericht bis zu vier Stunden gekocht und findet sich auf Speisekarten in traditionellen Kaffeehäusern und im Wirtshaus um's Eck.

#3 - Das Wiener Nachtleben

Ãœber das Wiener Nachtleben muss man vor allem eines wissen: Wenn Clubs, Bars und Tanzlokale öffnen, macht alles andere zu. Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte haben in Wien nur bis maximal 21:00 Uhr geöffnet, auch Museen und andere Kulturstätten haben gerne bereits um 18:00 Uhr geschlossen - daher gilt: Vor dem Besuch gut über die Öffnungszeiten informieren!

Wo man in Wien nachts einkaufen kann?

Ausnahmen gibt es ja bekanntlich immer. Wenn also nachts der Hunger plagt und kein Würstelstand in Sicht ist, findet man hier noch was zu Futtern:

Kiosk Ghbryal
Kaunitzgasse 1, 1060 Wien
bis 23 Uhr geöffnet

Bäckerei Prindl
Jägerstraße 2, 1200 Wien
24 Stunden geöffnet

Tat Bäckerei
Lerchenfelder Gürtel 3, 1160 Wien
24 Stunden geöffnet

Interspar Pronto
» Landstraßer Hauptstraße 1b, 1030 Wien
» An Hauptbahnhof, EG134 1, 1100 Wien
bis 23 Uhr geöffnet

"A Krügerl, a Pfiff oder a Seiterl?"

Wer abends noch ein gemütliches Bier zischen will, muss bei den Mengenangaben aufpassen. Ein großes Bier heißt hier "Krügerl", ein kleines Bier "Seiterl" und ein Tropfen auf den heißen Stein (0,2 Liter Bier) nennt der Wiener "Pfiff" oder "Pfief".

Ãœbrigens: Auch der in Deutschland bekannte Begriff "Schorle" wird hier nicht verstanden (oder will nicht verstanden werden). Möchte man etwas mit Wasser oder Mineral verdünnt haben, muss man es "gespritzt" bestellen. Eine Weißweinschorle bestellt man also wie folgt: "An Weißn g'spritztn, bitte."

Clubs, Bars und Party

Es gibt eine große Auswahl an Clubs, Bars und Partylocations in Wien. Egal in welchem Bezirk man sich aufhält, fündig wird man immer. Eintrittspreise für die größeren Discos belaufen sich auf 10 bis 30 Euro. In Studentenbars hingegen zahlt man auch gerne mal nur einen Euro für ein Krügerl Bier.

Wer eine große Ansiedlung an unterschiedlichen Lokal-Genres bevorzugt, um ein bisschen Pub-Crawling zu betreiben, ist im Bermudadreieck Wiens sicherlich gut aufgehoben. Hier ist der Name Programm.

» Das Bermudadreieck

Wer es lieber gesitteter und süßer mag, findet bestimmt einen fruchtigen Cocktail in einer der vielen stylischen Cocktailbars in Wien. Und für diejenigen, die Wien aus einer Vogelperspektive bei Nacht betrachten wollen, gibt es unglaubliche Rooftopbars die zum Verweilen einladen.

» Mehr Tipps zum Wiener Nachtleben

#4 - Die Wiener Gelassenheit

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Wien ist weltweit bekannt für seine Kaffeehauskultur, das liegt nicht nur am absolut köstlichen Kaffee, sondern auch an der ruhigen Atmosphäre. Was den oftmals hektischen Touristen beim Betreten der für Wien typischen Kaffeehäuser zuerst auffällt, ist die Ruhe.

Im klassischen Wiener Kaffeehaus entdeckt man den Wiener dabei, wie er in seiner Melange rührt und Zeitung liest. Gerne alleine und die Ruhe genießend. Auch beim Servieren und Verzehren wird das Thema Schnelligkeit scheinbar ausgeblendet.

Wo man urige Wiener Kaffeehausluft (seit 2019 rauchfrei!) schnuppern kann?

Nicht nur im Kaffee, auch bei Geschäftsessen wird nicht gleich Tacheles geredet, sondern sich einmal kennen gelernt und Geschichten ausgetauscht. "Schaun ma mal, dann sehn ma schon" ist oft die Devise. Selbes gilt im Freizeit- und Kultursektor. Der Wiener quatscht gern, wenn er denn in der Stimmung dazu ist, und weist gutes Sitzfleisch auf, ganz nach dem Motto: "Ana geht imma nu." Und Stress? Was ist das?

FKK ist Kult

So manch Wiener fühlt sich nackt einfach wohler. Egal ob in der Sauna oder im Freien entlang der Donau. FKK hat in Wien lange Tradition. Wer also entlang der unteren Neuen Donau flaniert und plötzlich von nackten Menschen umgeben ist, muss sich nicht wundern, dann wurde einfach das FKK-Zonen-Schild übersehen.

FKK-Plätze im Freien gibt's hier:

An den angeführten Orten kann man natürlich auch mit Textilien schwimmen gehen, das wird allerdings nicht so gerne gesehen. Oder man besucht einen der wunderschönen Naturbadeseen in Wien.

#5 Was man in Wien nicht machen sollte

Gerade als Tourist sollte man sich vor einer Reise darüber informieren, was man unbedingt vermeiden sollte.

Den Kellner stressen
Der Wiener mag keinen Stress. Auch der Kellner nicht, der ist nämlich König - nicht der Kunde! Der Wiener Kellner ist grantig und hat einen zweischneidigen Humor, den man am besten unkommentiert lässt. Wer "schnell" machen will, sollte unbedingt höflich bleiben - ein gestresster Wiener Kellner verschwindet gerne ins Hinterzimmer und lässt sich nicht mehr blicken.

Ein kleiner Bonmot: "Ich möchte einen ruhigen Tisch reservieren" - "G'nä Frau, unsere Tische reden nie zurück".

Ein Ticket am Stephansplatz kaufen
Wer ein Konzert, eine Veranstaltung oder ein Museum besuchen möchte, sollte sich unbedingt vorab über die Ticketpreise informieren (oder sich die Vienna City Card zulegen). Auf keinen Fall sollte man diverse Tickets von jungen Mozarten auf dem Stephansplatz erstehen, diese sind grundsätzlich überteuert!

Am Naschmarkt das erste Angebot annehmen
Der Wiener Naschmarkt sollte bei jedem Touristen ganz oben auf der To-Do-Liste stehen. Mit seinem orientalischen Flair und den lauten Marktschreiern kommt hier auf alle Fälle Urlaubsfeeling hoch. Doch Achtung: Verhandeln und Feilschen ist hier an der Tagesordnung.

Darauf vertrauen, dass sich der Taxler auskennt
Wie sagt man so schön: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wiener Taxifahrer leiden spät nachts, vor allem wenn der Tag nicht sonderlich lukrativ war, gerne unter partieller Amnesie und vergessen die kürzesten Wege zum Ziel. Deswegen sollte man sich gleich vorab informieren, wie man in Wien mobil ist, ohne sich abziehen zu lassen.

Der Pro-Tipp zum Schluss: In der U-Bahn-Station Stephansplatz durch die Nase atmen
Den Stephansdom zu besichtigen steht auf jeder Sightseeingtour an oberster Stelle - verständlich. Was man jedoch unbedingt wissen muss: Ein großer Bereich der U-Bahn-Station "Stephansplatz" stinkt. Bestialisch. Grund dafür sind Bodenverfestigunsmittel auf organischer Basis. Die chemische Reaktion, die mit diesem Mittel hervorgerufen wurde, riecht leider nach "zu viele Bohnen gegessen". Also, bitte nicht wundern und tiiiiiief Luft holen.

Viel Spaß in Wien!

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Erich Kreusd

03. Juli 2024 - 21:48 Uhr

Stimmt alles !

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