Dieser Artikel befindet sich derzeit im Archiv

Listen stehen fest: Wer bei der Nationalratswahl gewählt werden kann

Roter Stift macht ein Kreuz
© Pixabay | Die Listen stehen fest.

Die Nationalratswahl rückt in großen Schritten näher. Jetzt sind auch die Listen endlich da! Dabei setzen ÖVP und SPÖ in erster Linie auf bekannte Gesichter, Grün und Pink auf Quereinsteiger. Bei FPÖ bleibt fast alles beim Alten.

Erstellt von:
Anzeige

Funktion der Listen bei Nationalratswahlen

Dass die Listen fix sind, hat allerdings noch recht wenig Aussagekraft darüber, wer schlussendlich in den Nationalrat einziehen wird. Schuld daran ist ein recht komplexes System, das über drei Phasen hinweg bestimmt, wer Einzug erhält und wer nicht. Das österreichische Wahlsystem gehört damit zu den komplexeren auf dieser schönen Erde. Die unterste Ebene bilden die Regionalwahlkreise, 39 an der Zahl, deren Gunst vor allem für die Großparteien wichtig ist. 2017 konnte die ÖVP über die Regionalwahlkreise 38 ihrer 62 Mandate ergattern. Die sogenannten Grundmandate können auf diesem Weg ergattert werden, wobei die Hürde für ein solches Mandat von Kreis zu Kreis unterschiedlich hoch ist. In Graz reichen bereits 10% der Wählerstimmen eines Kreises aus, in Osttirol braucht man satte 90% der Stimmen und ist bereits von vornherein zum Scheitern verurteilt. Dabei ist die Anzahl der möglichen Mandate abhängig von der relativen Bevölkerungszahl eines Wahlkreises.

Danach folgen die Landeslisten. Auf ihnen werden die Spitzenkandidaten positioniert, denn ein Mandat über strategisches Positionieren auf den Landeslisten gilt als sicher. Dabei wird der oder die Spitzenkandidat*In einfach in jenem Land auf Platz eins positioniert, in dem die dazugehörige Partei am beliebtesten ist. In Wien gehen daher Pamela Rendi-Wagner und Beate Meinl-Reisinger ins Rennen, im Burgenland Norbert Hofer. Schließlich kommen noch die Bundeslisten, wobei hier die Listenordnung irreführend sein kann. Kandidaten auf den prominenten Plätzen brauchen die über die Bundesliste erreichten Stimmen oft nicht mehr, da sie bereits in einem Regionalwahlkreis oder über die Landesliste genug Stimmen erzielt haben. In diesem Fall rücken schlechter gereihte  Kandidaten nach.

Sollte man bei dem ganzen Spektakel dennoch leer ausgegangen sein, besteht aber immer noch die Chance auf einen Platz, sofern die eigene Partei eingezogen ist. Denn sobald ein Mandat gegen einen Ministersessel eingetauscht wird, rücken weiter hinten Gereihte nach.

Kandidaten der Nationalratswahl 2019

Zwar sind die Spitzenkandidaten soweit hinlänglich bekannt, bei der einen oder anderen Partei hat sich jedoch noch ein wenig was geändert. So geht zum Beispiel die für ihr philanthropisches Engagement bekannte Alma Zadić nun für die Grünen ins Rennen. Zuvor bei der Liste Jetzt hat sie dieser nun den Rücken zugewandt, um auf Platz fünf der Bundesliste zu kandidieren. Außerdem findet sich bei den Grünen niemand geringerer als Global-2000 Chefin Leonore Gewessler auf Platz zwei ein und die Journalistin Sibylle Hamann auf Platz drei.

Bei den Neos geht der ehemalige Herausgeber des Kuriers Helmut Brandstätter ins Rennen. Dieser hatte mit seiner Publikation Kurz & Kickl – Ihr Spiel mit Macht und Angst die letzte Regierung und ihre damaligen Interventionen in die Medienlandschaft deutlich kritisiert. Inhaltlich tun sich die Neos derzeit jedoch etwas schwer, so wurde auch Beate Meinl-Reisingers Auftritt im Sommergespräch als viele Worte mit wenig Inhalt kritisiert.

Bei SPÖ und ÖVP bleibt weitestgehend alles gleich, Einzelne versuchen hier über Vorzugsstimmen an ein Mandat zu gelangen und betreiben somit ihren eigenen, ganz persönlichen Wahlkampf. Ein Beispiel ist der Ex-Nationalratsabgeordnete Josef Cap, der unlängst in der ZIB II zu sehen war und Klima, Sicherheit sowie eine strengere Asylpolitik in Österreich für notwendig hält.

In der folgenden Tabelle sind die ersten fünf Kandidaten der Listen aufgezeigt:

Nationalratswahl 2019

ÖVP

Kurz Sebastian Obmann der neuen Volkspartei
Köstinger Elisabeth Abgeordnete zum Nationalrat
Blümel Gernot Landesparteiobmann
Schramböck Margarete Bundesministerin a. D.
Moser Josef Beamter

SPÖ

Rendi-Wagner Joy Pamela Abgeordnete zum Nationalrat, SPÖ-Bundesparteivorsitzende
Wimmer Rainer Leopold Bundesvorsitzender der PRO-GE
Bures Doris 2. Nationalratspräsidentin
Drozda Thomas Gerhard Abgeordneter zum Nationalrat, SPÖ-Bundesgeschäftsführer
Heinisch-Hosek Gabriele Abgeordnete zum Nationalrat, SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende

FPÖ

Hofer Norbert Klubobmann
Kickl Herbert Gf. Klubobmann
Fuchs Hubert Steuerberater
Steger Petra Abgeordnete zum Nationalrat
Fürst Susanne Rechtsanwältin

NEOS

Meinl-Reisinger Beate Parteivorsitzende, Klubobfrau
Brandstätter Helmut Autor, Publizist
Schellhorn Josef Gastronom, Abgeordneter zum Nationalrat
Hoyos-Trauttmansdorff Douglas Abgeordneter zum Nationalrat
Loacker Gerald Jurist, Abgeordneter zum Nationalrat

JETZT - Liste Pilz

Pilz Peter Abgeordneter zum Nationalrat
Stern Maria Lehrerin
Holzinger-Vogtenhuber Daniela Abgeordnete zum Nationalrat
Giendl Susanne Juristin, VwGH
Balluch Martin Angestellter in Karenz

Die Grünen

Kogler Werner Volkswirt
Gewessler Leonore Geschäftsführerin
Hamann Sibylle Journalistin
Reimon Michel Journalist
Zadić Alma Anwältin

KPÖ

Hajnal Ivo Universitätsprofessor
Kahr Elke Angestellte
Arslan Zeynep Angestellte
Krieglsteiner Claudia Sozialarbeiterin
Reinstadler Titus Behindertenassistent, Student

WANDL

Mulla-Khalil Fayad Selbstständig
Platsch Daniela Ökonomin
Blancke Dorothea Flüchtlingskoordinatorin
Schütter Christoph Sozialwissenschafter
Strubakis Elena Künstlerin

Wie lernfähig Österreich ist, wird sich durch Wahlergebnis zeigen

Daran, was bei der FPÖ passiert, vor allem im Lichte neuer Razzien, wird zeigen, wie lernfähig Österreich denn wahrlich ist. Zwar ist mit Norbert Hofer ein neuer, rhetorisch durchaus starker Spitzenkandidat im Rennen, allerdings hat die Teilveröffentlichung des historischen Berichts recht eindrücklich bewiesen, dass die FPÖ noch weit davon entfernt ist, sich ernsthaft mit der eigenen Parteigeschichte auseinanderzusetzen. Gut vorstellbar ist es auch, dass die neuesten Razzien bei Novomatic, Strache und Gudenus noch weite Wellen in jenen Teil der FPÖ schlagen werden, der noch nicht zurückgetreten ist.

Bei Kurz und Co. bleibt vieles gleich, was nicht weiter überraschen muss, denn die neue ÖVP sieht sich als eindeutiger Gewinner. Das hier großen Summen an Parteispenden und ein populistischer Zickzackkurs (Rauchverbot) die Popularität beeinträchtigen könnten, muss wohl nicht befürchtet werden. KPÖ und Liste Jetzt brauchen sich im Gegensatz zur ÖVP wohl keine Hoffnungen machen. Links von der SPÖ findet sich nurmehr seit einigen Jahrzehnten ein Vakuum, das immer größer zu werden scheint.

Anzeige

Diese Geschichte teilen!


Hinterlassen Sie einen Kommentar!

weitere interessante Beiträge