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Die Geschichte des ersten Wiener Gemeindebezirkes
Die spannende Geschichte des alten Wiens
Seit den Zeiten der Babenberger bis 1850 blieb der territoriale Umfang der Stadt Wien praktisch unverändert, sodass auch bis 1850 die Geschichte der Inneren Stadt mit der Geschichte der Stadt ident ist. Erst mit der Einführung der Gemeindebezirke 1 bis 8 am 6. März 1850 wurde aus der bisherigen Stadt Wien der 1. Wiener Gemeindebezirk, die „Innere Stadt".
Noch 1857 wurde die "Stadt" um die zur Verbauung freigegebenen Flächen der Befestigungsanlagen, des Stadtgrabens und des Glacis erweitert. Von den Basteien haben sich bis heute geringe Reste erhalten: Teile der Mölkerbastei, der Augustinerbastei bei der Albertina, der Coburgbastei und der Dominikanerbastei. Das Glacis, die freie Fläche vor den Stadtmauern, ehedem ebenso wie die Basteien ein beliebter Promenadengrund, wurde rasch verbaut - mit Ausnahme des Josefstädter Glacis zwischen Burg- und Schottentor, das noch über ein Jahrzehnt als Exerzier- und Paradeplatz benutzt wurde.
Auf dem Gelände der einstigen Befestigungsanlagen wurde die Ringstraße errichtet. in ihrem Verlauf entstand eine Kette repräsentativer öffentlicher Gebäude, als deren erstes 1869 die Hofoper fertiggestellt wurde. Gleichwohl erfolgte der Bau der Ringstraße nicht in einem Zug: Ihr letzter Abschnitt konnte erst nach dem Abbruch der Franz-Josephs-Kaserne am Stubenring 1898 in Angriff genommen werden. Neben den großen öffentlichen Gebäuden – Oper, Burgtheater, Parlament, Universität, Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum, Börse usw. – errichteten der Hochadel und das Großbürgertum entlang der Prachtstraße ihre "Ringstraßenpalais". Der bereits 1862 fertiggestellte, 1945 zerstörte Heinrichhof gegenüber der Oper war überhaupt der erste Großbau der Ringstraßenära.
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Angesichts des Riesenbauprojektes der Ringstraße vergisst man gerne auf die gewaltige Bautätigkeit, die im 19. Jahrhundert auch die Innenteile des Bezirkes veränderte. Dabei wurde auf die Erhaltung des gewachsenen Stadtbildes so gut wie keine Rücksicht genommen, und kulturhistorisch einmalige Bauwerke fielen der Spitzhacke zum Opfer. So wurde 1825 das Katzensteigtor (Seitenstettengasse 6) abgerissen, das noch aus dem 12. Jahrhundert stammte.
Alle noch bestehenden gotischen Stadttürme bis auf einen (im Hof des Hauses FIeischmarkt 9) wurden abgetragen, aber auch ganze Baukomplexe wurden demoliert, so 1821/22 der alte Passauer Hof unterhalb Maria am Gestade, der Federlhof 1845, der alte Lazenhof 1852. Der Graben wurde 1840 im Westen seines Abschlusses beraubt, 1866 im Osten, wobei das alte Elefantenhaus geschleift wurde. Der Komplex der Brandstätte wurde 1874/75 total umgestaltet, das Minoritenkloster abgetragen, das Areal des Bürgerspitals 1882/83 neu parzelliert. Der hier gebaute Philipphof wurde 1945 von einer Bombe getroffen und es starben dabei über 50 Menschen.
So kommt es, dass der repräsentative alte Hausbestand der Inneren Stadt, von einer Reihe allerdings äußerst bemerkenswerter Adelspalais abgesehen, sehr reduziert ist. Andererseits haben sich gerade aus dem 19. Jahrhundert eine genügende Anzahl eindrucksvoller Bauten erhalten.
Heute ist der 1. Bezirk vor allem ein Büro-, Geschäfts- und Einkaufsbezirk: er ist wegen seiner zahlreichen Sehenswürdigkeiten auch Ziel von Scharen ausländischer Touristen. Die Kärntner Straße ist eine der beliebtesten Einkaufs- und Bummelstraßen Wiens, wozu vor allem die Einrichtung einer Fußgängerzone (1971) wesentlich beitrug. Die Innenstadt, die schon in Gefahr stand, als reines Büroviertel nach Geschäftsschluss zu veröden, weist seit der Eröffnung der ersten Fußgängerzone und der Eröffnung diverser Lokale im nördlichen Teil des Zentrums, dem sogenannten „Bermudadreieck“, ein sehr aktives Nachtleben auf.
Text und Bilder: Gerhard Frey
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Schier Monika
27. April 2010 - 08:11 Uhr
Mich würde die Geschichte des Gebäudes am Schottenring 24 (MA 15) interessieren, wer es erbauen ließ und ob es privat war oder öffentlich.vielen Dank im vorausSchier