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So geht es mit der umstrittenen Lueger-Statue weiter
„Die Diskussion um die Karl-Lueger-Statue ist seit 2020 besonders intensiv. Im Mai letzten Jahres gab es daher einen rund Tisch mit 40 Teilnehmern", schildert Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). Dabei sei klar geworden, dass Extrempositionen nicht zu halten seien, es aber mehr als die 2016 angebrachte Zusatztafel brauche.
Manche fordern beharrlich, die monumentale Statue des christlichsozialen Bürgermeisters Karl Lueger aus dem Weichbild der Stadt zu entfernen. Denn der Wiener Populist (1844 – 1910) stehe aufgrund diverser Äußerungen für strukturellen Antisemitismus. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hält aber nicht viel von „Cancel Culture“: Seit einem Round-Table-Gespräch im Mai 2021 ist für sie (wie auch für SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig) klar, dass die Statue bleibt, aber kontextualisiert werden muss.
Temporäre Installation für Lueger-Denkmal in Wien präsentiert
"Lueger temporär" heißt programmatisch das Projekt, hinter dem Nicole Six und Paul Petritsch stehen. Sie sehen eine fragile und doch gewaltige Holzkonstruktion vor, die sich ab Herbst auf bis zu knapp 13 Metern Höhe und 25 Metern Länge vor der Lueger-Statue auftürmen wird. Darin sind als Umriss 15 Elemente des öffentlichen Raums versammelt, die in Wien an den von 1897 bis 1910 amtierenden Bürgermeister erinnern - von der einstigen Lueger-Kirche über Brücken bis hin zu Plaketten. "Wir zeigen, dass das Karl-Lueger-Denkmal in der Stadt keine singuläre Erscheinung ist", umriss Petritsch am Mittwoch bei der Enthüllung des Modells im Wiener Rathaus das Konzept. Die rund 100.000 Euro teure Installation solle ein erster Schritt in Richtung einer Umgestaltung des Platzes hin zu einem Lernort gegen Antisemitismus und einer Reflexion zu werden.
Lueger Denkmal ist Mahn- und Lehrort
"Wir wollten dem etwas entgegensetzen und entschieden uns, die Statue dauerhaft künstlerisch zu kontextualisieren“, so Kaup-Hasler. Die Skulptur, erschaffen von Nicole Six und Paul Petritsch, soll aus dem Platz einen lebendigen Mahn- und Lehrort machen. Denn auch negative Kapitel seien Teil unserer Geschichte, die man nicht auslöschen könne. Das Werk zeigt die Silhouetten von 15 im öffentlichen Raum befindlichen Lueger-assoziierten Artefakte.
Kunstwerk soll 500.000 Euro
Mit dem Aufbau am Karl-Lueger-Platz soll so schnell wie möglich begonnen werden. Nach einem Jahr soll die 100.000 Euro teure Installation dann aber wieder abgetragen werden. Denn im Herbst startet die Ausschreibung für das permanente Kunstwerk. Dieses soll dann mehr als 500.000 Euro kosten. Aber zumindest länger bleiben.
Entfernung des Denkmals in Wien gefordert
Zuletzt hatte die Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus in Österreich (Licra) in Person von Co-Präsident Benjamin Kaufmann eine Entfernung des Denkmals und Neuaufstellung im musealen Kontext gefordert. Zuvor hatte es auch einen Offenen Brief namhafter Holocaustüberlebender wie Nobelpreisträger Eric Kandel und Schriftsteller Georg Stefan Troller gegeben, in dem eine Entfernung gefordert wurde - eine Forderung, der sich auch die Wiener Grünen anschlossen.
Die gedenkpolitische Sprecherin der Grünen im Nationalrat, Eva Blimlinger, zeigte sich am Mittwoch in Reaktion auf das aktuelle Projekt angetan: "Das Karl-Lueger-Denkmal wird - so wie die Pläne nun aussehen - Ausgangspunkt sein für Erklärungen und historische Blicke auf den antisemitischen Bürgermeister Karl Lueger." Die Entscheidung, den Lueger-Platz nicht umzubenennen, kritisierte Blimlinger indes: "Wer will schon eine Postadresse mit einem bekannten Antisemiten auf der Visitenkarte? Was mit der Umbenennung des Lueger-Rings in Universitäts-Ring möglich war, muss auch für den Lueger-Platz gelten."
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