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Erste Kühle Meile in Neubau: Wien reagiert auf Klimawandel
Bäume, Brunnen und Sitzplätze dämmen Hitzebelastung
Während in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts vor allem Individualverkehr und Mobilität durch Autos im Vordergrund standen, ist man von diesem Konzept in Europa weitestgehend abgerückt und sucht nun nach Möglichkeiten, Städte nachhaltig und lebenswert zu gestalten. Im Vordergrund der neuen Straßenplanung stehen dementsprechend gegenwärtig Mensch und Umwelt. Auch Tiere werden explizit mit einbezogen, denn gerade für Haustiere kann der Sommer herausfordernd werden. Bei den dazu angestellten Überlegungen spielen vor allem die höheren Temperaturen in urbanen Zentren eine Rolle, man spricht dabei von „Urban Heat Islands“, kurz UHI. Die Hitze staut sich dabei in der Stadt, der Einfluss des Menschen auf die Temperatur ist höher und die umliegende Bausubstanz speichert die Hitze, wodurch auch in der Nacht die Abkühlung deutlich abgeschwächt wird. Das führt dazu, dass es in den dicht urbanisierten Ecken Wiens durchaus mal um 5 °C wärmer sein kann als im Umland.
Das Konzept der „kühlen Meile“ will dieser zusätzlichen Hitzebelastung innerhalb der Stadt entgegenwirken, indem der ausgewählte Straßenabschnitt begrünt, möbliert, mit Brunnen und mit Kühlelementen ausgestattet wird. Und das ist auch dringend nötig, denn mit gerade einmal zwei Prozent Grünanteil lädt der siebte Bezirk an heißen Tagen nicht gerade zum Verweilen ein. Ganz konkret hat die Stadt dafür 24 neue Bäume, 4 Kühlbögen, 5 Pergolen mit Sitzplätzen, 32 Einzelsessel und 5 Trinkbrunnen vorgesehen. Zusätzlich soll eine hellere Bepflasterung der Hitzespeicherung durch den versiegelten Boden entgegenwirken und das Konzept „denkt“ sogar auch mit, denn die neuen Kühlbogen springen erst ab 27 °C automatisch an.
Kühle Meile Zieglergasse
Das Projekt entsteht durch die Zusammenarbeit der Bezirksvorstehung Neubau und dem Magistrat für Straßenbau und Verwaltung (MA28). Dabei sind vorerst einmal 2,4 Millionen Euro veranschlagt, wobei rund 70% davon aus dem Budget der Stadt Wien finanziert werden. Das Projekt ist ein Pilotprojekt und viele, insbesondere Birgit Hebein, hoffen, dass weitere Bezirke dem guten Beispiel folgen werden. „Unsere aktuell größte Herausforderung für eine lebenswerte und sozial gerechte Stadt ist die Anpassung an den Klimawandel. Studien prognostizierten für diese Gebiete bis Ende des Jahrhunderts 50 bis 55 extreme Hitzetage pro Jahr - mit massiven Folgen für die Gesundheit“, so die Vizebürgermeisterin.
Bereits im Vorjahr wurden die Wasserleitungen im Bereich Zieglergasse ausgetauscht und erneuert, wodurch der Umbau nun erheblich erleichtert wird. Die Bauarbeiten für das Projekt sollen bereits im Dezember abgeschlossen werden, jedoch wird es weitere drei bis fünf Jahre dauern, bis die kühlende Wirkung sich vollständig entfalten kann. Zusätzlich zu der vordergründigen Abkühlung der Stadt wirkt sich das Projekt außerdem noch Verkehrsberuhigend aus. Dem gesamten Abschnitt werden 48 Autoparkplätze weichen müssen, wobei aktuell auf 1.000 Einwohnern in Neubau 272 PKWs entfallen, erklärt Bezirksvorsteher Markus Reiter. Dafür kommen insgesamt 150 neue Stellplätze für Fahrräder. Hinzukommen verkehrsberuhigende Maßnahmen, indem die Ampel Zieglergasse/Westbahnstraße abmontiert und durch Fahrbahnanhebungen und größere Gehsteige ersetzt wird. Das Verkehrskonzept wurde bereits geprüft und für sicher befunden.
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