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Innere Stadt: Wirbel um Nutzung der Anrainer Parkplätze
In einer Großstadt sind Parkplätze Mangelware, die immer genau dann nicht vorhanden sind, wenn man dringend einen braucht. Wenig überraschend also, dass dieses Thema auch auf politischer Ebene für Sprengstoff sorgt. Aktuell herrscht gerade ein skurriler Konflikt um Anrainer-Parkplätze im ersten Bezirk.
Parkplätze: Trotz 2017 beschlossener Öffnung keine Umsetzung
Auf Initiative der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vasillakou wurde zwischen der Stadt Wien und der Wirtschaftskammer eine Öffnung der Anrainer-Parkplätze in der Inneren Stadt von 8 bis 16 Uhr für Unternehmer und Sozialdienste beschlossen. Bis zum heutigen Zeitpunkt wurde der Beschluss jedoch nicht umgesetzt. Vertreter der Ärztekammer Wien, der Landwirtschaftskammer Wien und der Wirtschaftskammer Wien fordern seit Mitte Jänner nun, dass die Anrainer-Parkplätze der Öffentlichkeit auch endlich in der Realität zugänglich gemacht werden.
Ausschlaggebend für den Beschluss ist der Umstand, dass in der beanschlagten Tageszeit Parkplätze leerstehen. Diese können jedoch von anderen Verkehrsteilnehmern nicht benutzt werden, da die Parkplätze nur für Bewohner des 1. Bezirks, genannt Anrainerparkplätze bestimmt sind. Dies sei ungerecht und würde die breite Masse der Verkehrsteilnehmer ausschließen, so Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien.
Bürgerbefragung: Mehrheit der Anrainer dagegen
Markus Figl, Bezirksvorsteher der Inneren Stadt hat indessen Mitte Jänner 2018 eine Bürgerbefragung mittels Fragebogen durchgeführt, in der die Bewohner (nur Hauptwohnsitz) des ersten Bezirks zu ihrer Position über die geplante Öffnung der Parkplätze befragt wurden.
Wenig überraschendes Ergebnis: 92 % sprechen sich gegen den Beschluss aus. Figl fordert nun, dass der Willen der insgesamt 6.225 Bürger, welche die Öffnung der Parkplätze ablehnen, von der Stadt anerkannt wird. (ca. 15.000 Personen sind mit Hauptwohnsitz in der Inneren Stadt gemeldet. Die Beteiligung lag somit knapp über 46 %.)
Unternehmer größtenteils für Öffnung
In dieser Umfrage wurde jedoch eine Bevölkerungsgruppe außer Acht gelassen: die Unternehmer. Auch die im ersten Bezirk ansässigen Wirtschaftstreibende sprechen sich zu über 60 % für die Öffnung der Parkplätze aus. In den anderen Bezirken sind es 75 %. Darunter sind Berufsgruppen wie Lebensmittelhändler, Ärzte, Apotheken oder Anwälte. Sie argumentieren, dass sie in dringenden Fällen oft keine rasche Möglichkeit finden, vor Häusern zu parken, weil diese nur den Anrainern gehören.
Was ist Ihre Meinung dazu?
Die Frage nach der Benutzung der Anrainerparkplätze für alle Verkehrsteilnehmer bietet gesellschaftlichen Diskussionsstoff. Was sagen Sie dazu? Hat das Zentrum Wiens nicht auch eine Sonderstellung? Teilen Sie uns ihre Meinung in den Kommentaren mit!
Innere Stadt Wien: Zahlen und Fakten
Zitat aus dem Bericht "Wien - Bezirke im Fokus", erstellt von der MA 23 Wirtschaft, Arbeit, Statistik
...Stephansdom, Hofburg, Rathaus, Burgtheater: Der erste Bezirk, die Innere Stadt, ist Teil des historischen Kerns und liegt namensgetreu im Zentrum Wiens. Seine Gesamtfläche umfasst 2,9 Quadratkilometer, was ihn mit 0,7 % Anteil der Stadtfläche zum sechstkleinsten der 23 Wiener Gemeindebezirke macht. 16.339 Menschen bewohnen diese Fläche, so wenige wie in keinem anderen Wiener Gemeindebezirk. Über 100.000 Personen sind hier beschäftigt, so viele wie in keinem anderen Stadtteil. Allein diese Tatsache deutet schon auf die besondere Stellung hin, die dieser Bezirk in Wien einnimmt.
Die Innere Stadt ist neben Verwaltungsviertel für Bund, Land und Stadt auch Shopping- und Tourismushochburg. Nirgendwo sonst ist dem Fußverkehr so viel Fläche gegeben: Rund 91.390 Quadratmeter baulich gestaltete Fußgängerinnen- und Fußgängerzone laden zum Flanieren und Shoppen ein. Geschäfte sämtlicher
Nobelmarken bis hin zu kleinen Boutiquen, Juweliere, Cafés, Museen, Theater und Wahrzeichen locken Wienerinnen und Wiener sowie Touristinnen und Touristen in die Innenstadt. Es verwundert daher auch nicht, dass der erste Bezirk die meisten Gästenächtigungen aller Gemeindebezirke zu verbuchen hat: 2.201.172 waren es im Jahr 2014. Auch herrscht eine hohe Dichte niedergelassener Ärztinnen und Ärzte wie Apotheken. So sind im Zentrum mit 80 von insgesamt 939 die meisten Zahnärztinnen und Zahnärzte zu finden.
Da in der Inneren Stadt Arbeitsplätze und Geschäfte des täglichen Bedarfs in Gehweite liegen, möchte man annehmen, dass auf den Besitz eines Autos verzichtet wird. Dem ist aber nicht so: Auf eine Bevölkerung von 16.339 Menschen kommen 16.906 Pkws. Damit kommen auf 0,9 % der Wiener Bevölkerung 2,5 % aller in Wien gemeldeten Pkws.
Bericht "Wien - Bezirke im Fokus", erstellt von der MA 23 Wirtschaft, Arbeit, Statistik
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