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Bundespräsidentenwahl
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Das kleine Schnitzelland Österreich ist weltweit für eine überschaubare Zahl an Merkmalen bekannt. Sound of Music, Sissi, Berge, Arnold Schwarzenegger, Franz - die Briefbombe - Fuchs, Hitler, Kellerkind Kampusch, na und weitere äußerst bedauerliche und eher zum Schämen animierende Fakten.
Der Fokus der Aufmerksamkeit richtet sich zumeist; vor allem dann auf unser Kuhdorf, wenn es um das Kreuz mit der Politik geht. Nachdem das Land doch maßgeblich tief in #1 und #2 der Weltkriege verstrickt war, glänzt es seither immer wieder in Verbindung mit rechtspopulistischen Kasperln, die leider nicht zum Scherzen aufgelegt sind.
Irgendwo zwischen Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei und der sozialdemokratischen Hoffnung CK-cool-J (Bundeskanzler der sozialdemokratischen Träume Christian Kern), lauert dieser Tage ein von manchen als solcher bezeichneter hinkender Wolf im Schafspelz (NLP-Profi Bundespräsidentenkandidat Norbert Hofer) und droht damit, Österreichs neuer Führer, Pardon, Präsident zu werden.
Nachdem sich das Volk durch mehrere TV-Formate rund um die sechs teils absurden BundespräsidentenkandidatInnen schämen musste, wurde sich am 24. April 2016 auf zwei Spitzenkonkurrenten geeinigt: Das estnische Einwandererkind Alexander Van der Bellen versus Burschenschafter der Marko-Germania zu Pinkafeld Ing. Norbert Hofer standen zur Stichwahl. Soweit so gut.
Am 22. Mai 2016 wurde die Lage vorerst richtig ernst, denn an diesem Wahlsonntag konnte man jedem Kleinkind anhand eines praktischen Beispiels erklären, was ein Kopf-an-Kopf Rennen ist. 50 % der ÖsterreicherInnen sahen in Van der Bellen einen potenten Landesvater, 50 % wollten endlich ein Ausländer-freies Land und träumten vom Öxit, der nur mit Präsident Hofer zum Greifen nah schien. Aus dem Wahlsonntag wurde somit zu einem verlängerten Wahlwochenende und die 885.437 Briefwähler rückten ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein regelrechter Wahlkrimi entstand aus der Österreichischen Bundespräsidentenwahl, die Spannung in der Luft hätte ganz Österreich mit Energie versorgen können.
Zumindest eines einte das geteilte Land zu diesem Zeitpunkt: Über 24 Stunden voll kollektiver Angst und Bange, Zuversicht und der Hoffnung vom Sieg von Gut über Böse.
Dank 30.864 konnte man am Montagabend endlich einen Bundespräsidenten nennen: Der ehemaligen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen hatte sich arschknapp gegen den blaubraunen Hofer durchgesetzt.
Womit die FPÖ bereits seit Jahren gedroht hatte, wollte die Partei einfach mal ausprobieren und fechtete das den Pfusch des Wahlergebnisses an. Daraufhin haben 14 VerfassungsrichterInnen das Wahlergebnis, nach “ganz genauer” Prüfung der “Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung von Stimmzetteln”, mit vielen “könnte”, “nicht tatsächlich”, “möglich” - Begründungen am 1. Juli 2016 als ungültig erklärt und somit ganz Österreich im Herbst zur Nachprüfung gebeten.
Angesichts einer neuerlichen Gegenüberstellung von Gut und Böse wird das Land nach dem rührenden Bye Bye von unserem Heinzi Fischer, nun von den drei Nationalratspräsidenten “behütet”. Eines der drei Musketiere, Bundespräsidentschaftskandidat und dritter NationalratsPRÄSIDENT Norbert Hofer, darf also schon mal üben. Dazu gehört auch, dass er sich auf seinen undatierten Wahlplakaten wie selbstverständlich schon mal als Bundespräsident betitelt.
Was für ein Wahljahr!
oder
Lang klebe Blödsterreich!
Unser Österreich scheint irgendwie in einer Wahlschleife gefangen zu sein, denn die Wahlwiederholung am 2. Oktober wurde durch einen Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebungstermin (genau so lange fühlt sich dieser Wahlkampf auch an) ersetzt.
Innenminister Wolfgang Sobotka erklärte als oberster Leiter der Wahlbehörde, dass es bei den Briefwahl-Umschlägen der dritten Wahl zu „technischen Unzulänglichkeiten“ kam und sich die Kuverts aus noch ungeklärten Gründen an der (ausländischen) Klebstoffspur öffnen und somit keine Gültigkeit der korrekt abgegebenen Stimmen garantieren lässt. - Eine peinliche demokratische Watsche.
Jetzt hindert uns sogar schon der deutsche Kleber an der Ausübung unserer hart erkämpften Demokratie. Empörung hin oder her, der neuen Wahltermin wird für den 04.12.2016 versprochen und es werden wieder die alten Briefwahlkuverts (ohne Klebestreifen, die bis 2008 verwendet wurden) zum Einsatz kommen.
Natürlich ist das jetzt alles etwas ärgerlich für die FPÖ. Der Hundewelpe Jessy, den sich Hofer im Sommer keinesfalls aus wahlstrategischen Absichten medienwirksam angeschafft hat, wächst und mindert dadurch seinen absoluten sweetness-Effekt, die vom bisherigen Wahlkampf heiß gemachten Hunde, ähm Hofer-Wähler, freuen sich dann auch eher auf Schokonikolo und Punsch, als dass sie sich gegen ein bisschen mehr Leute im Land heiser schreien, der Winter kommt naturgemäß ohne Flüchtlingswelle und die alten Nazis sterben nach der Reihe aus dem Wahlregister. Keine Frage, dass sich alle Klubobleute der Parteien bis auf die FPÖ für eine neue Wählerevidenz ausgesprochen haben. Erst dramatisch die Wahl anfechten und dann Verschwörungstheorien aufstellen, wenn der Wahlwiederholungstermin verschoben werden muss.
"Die FPÖ ist so der Typ, der einem ins Wohnzimmer scheißt und dann wegen Geruchsbelästigung anzeigt.” - Meine persönliche Twitter-Perle.
Sehr spannend ist, wie schnell plötzlich Gesetze geändert und neu beschlossen werden sollen oder können. Lösungen und neue Gesetze können offenbar ganz easy aus dem Boden gestampft werden, wenn der Bedarf da ist. Würde der Nationalrat auch in anderen, weitaus wichtigeren Angelegenheiten genauso rasch arbeiten, gäbe es wohl einige Ärgernisse weniger.
Wie auch immer. Zumindest hegen wir doch irgendwo noch einen Funken Hoffnung, dass die Wahl ein gültiges Ergebnis findet, bevor beide Kandidaten in (Früh-) Pension gehen. Oder sich empfehlen. Oder bevor alle Wähler aus dem Wahlregister vom März 2016 irgendwann verstorben sind.
» Sollten vor den Wahlen Schattenkabinette präsentiert werden?
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