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Foodsharing
Die Entstehung von Foodsharing
Bereits 2005 sorgte Erwin Wagenhofer mit seinem Dokumentarfilm „We feed the world“ international für Bestürzung und Aufregung. Was man eigentlich schon immer vermutet hatte, wurde anhand von Bildern, Interviews und Fakten belegt – Der Großteil unserer Nahrung wird mittlerweile wie Autos und Computer am Fließband und vollautomatisiert produziert.
Zusätzlich landet mehr als die Hälfte der produzierten Waren im Müll.“ Doch irgendwie blieb es bei Bestürzung und guten Vorsätzen. Daran änderte auch die im folgenden Jahr erschienene Doku „Unser täglich Brot“ von Nikolaus Geyrhalter nicht viel. Erst 2011 wurde die öffentliche Debatte um Lebensmittelverschwendung, durch den Film „Taste the waste“ von Valentin Thurn, wieder so richtig angeheizt.
Etwa zur selben Zeit begann Raphael Fellmer unverkäufliche (Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums), aber noch genießbare Waren von Berlins größter Bio-Supermarktkette abzuholen.
Dies gilt als die erste offizielle Foodsharing-Kooperation eines Foodsavers. Am 12.12.2014 ging foodsharing.de, eine Plattform, die Privatpersonen und Betrieben das Teilen von überschüssigen Lebensmitteln ermöglicht in Deutschland online.
Im August 2013 wurde die Plattform lebenmittelretten.de eingerichtet, die die Koordination zwischen den Foodsavern erleichterte.
Im Herbst 2013 begann das „Teilen“ schließlich auch in Österreich.
Im Moment werden die zahlreichen Plattformen und Gruppen gerade zu einer einheitlichen fusioniert, um Neuankömmlinge nicht zusätzlich zu verwirren. Heute gibt es Foodsharing in zahlreichen europäischen Ländern, wobei die Verbreitung vor allem im deutschsprachigen Raum immer flächendeckender funktioniert.
Der Trailer von Taste the waste - Valentin Thurn
Ökologisch und sozial
Das zentrale Anliegen von Foodsharing ist ökologische Natur – Lebensmittel sollen gegessen und nicht weggeworfen werden. Dies führt wiederum zu einer geringeren Nachfrage und damit auf Dauer zu einer Reduzierung der Produktion, was vor allem der Umwelt zugute kommt. Oder anders formuliert: Es wird mit den natürlichen Ressourcen effizienter und damit behutsamer umgegangen.
Ein weiterer positiver Effekt, mit dem etwa auch Betriebe überzeugt werden könne, betrifft die Vermeidung von Müll, was einerseits Zeit und andererseits auch Geld spart.
Obwohl der Verein Foodsharing nicht der Versorgung notleidender Personen dient, wie dies etwa bei den Wiener Tafeln der Fall ist, stellt sich eine gewisse soziale Funktion in der Praxis zwangsläufig ein. Da aktive Foodsaver und Foodsharer regelmäßig mittelgroße Mengen an Brot, Gemüse, Obst und anderen Lebensmitteln abholen, müssen sie logischerweise weniger einkaufen, was sich ebenso wie auch Dumpstern auf positive Weise in der Haushaltsbilanz niederschlägt.
Dass neben den ökologischen oft auch finanzielle Motive eine Rolle spielen, lässt anhand der Zusammensetzung der „Foodsharing-Community“ einfach demonstrieren. In etwa die Hälfte der Foodsaver und Foodsharer sind Studierende. Ein weiteres Viertel gehört der selben Altersgruppe an.
Die restlichen 25 Prozent sind auf alle Altersgruppen und sozialen Schichten aufgeteilt. Als wichtigen Charakterzug kann bei fast allen Foodsavern Flexibilität ausgemacht werden. Zum einen zeitliche und zum anderen kulinarische.
Da die Abholzeiten von den Betrieben festgesetzt werden, kann es schon mal passieren, dass man sein „täglich Brot“ erst zum Ladenschluss um elf Uhr abends bekommt, oder sogar auf Abruf bereit steht um ein zu groß geratenes Cateringbuffet vor der Mülltonne zu retten. Gleichzeitig muss man auch Abschied vom ohnehin kurzsichtigen Motto „Ich esse was ich will und wann ich will.“ nehmen und sich auf die neue Maxime „Ich esse, was die anderen nicht wollen bzw. was sonst weggeworfen wird.“ In gewisser Weise könnte man Foodsaver also moderne Hausschweine bezeichnen, wobei stets betont werden muss, dass es sich bei den geretteten Lebensmittel um alles nur nicht um „Abfallprodukte“- also ungenießbare Ware handelt.
Mitmachen ist ganz einfach
Um bei als Foodsaver selbst aktiv zu werden, muss man sich lediglich auf der Online-Plattform foodsharing.de anmelden. Sodann wird man von BotschafterInnen aus der Region kontaktiert und in die Gepflogenheiten, etwa bezüglich der Essensabholungen oder der Kontaktaufnahme mit neuen Unternehmen, eingeführt.
Daraufhin erhält man einen Foodsaverausweis und kann sich ab diesem Zeitpunkt online ähnlich wie bei Doodle für „Lebensmittelrettungsaktionen“ eintragen. Ist man einmal so weit, steht dem fröhlichen Retten nichts mehr im Wege. Bei den Abholungen handelt es sich je nach Betrieb um die unterschiedlichsten Produkte.
Von Brot über Gemüse, Obst, Käse, Tee bis zu Säften und Gewürzen. Dabei kommt es häufig vor, dass die gerettete Lebensmittelmenge den üblichen Verbrauch eines Haushalt weit überschreitet. Für diesen Fall gibt es die Facebookseite foodsharing-wien wo man Essen anbieten und verschenken beziehungsweise abholen kann.
Noch einfacher funktionieren die leider noch nicht flächendeckend vorhandenen Fair-Teiler. Hierbei handelt es sich um Kühlschränke an öffentlich zugänglichen Plätzen, in die man jederzeit überschüssige Waren legen und aus denen man umgekehrt solche auch herausnehmen kann.
Erwin Wagenhofers "We feed the world" (Trailer)
Foodsharing-Wörterbuch
Foodsharer … Person, die privat essen verschenkt und abholt.
Foodsaver … Person, die von Partnerbetrieben Essen abholt.
Filialverantwortlicher … Zuständig für die Kooperation mit einem Partnerbetrieb.
Botschafter … Zuständig für die Integration neuer Foodsaver und organisatorische Belange.
Foodsaving … Lebensmittel retten
Foodsharing … Lebensmittel teilen; Name des Vereins und der Homepage
Essenskorb … Lebensmittel, die online kostenlos angeboten werden
Fair-Teiler … öffentlich zugänglicher Umschlagplatz (meist Kühlschrank) für überschüssiges Essen
Parlamentarische Initiative für „Anti-Wegwerf-Gesetz“
Neben all diesen Möglichkeiten der Lebensmittelverschwendung persönlich entgegenzutreten gibt es seit einiger Zeit auch auf politischer Ebene eine Gruppe, die ein „Anti-Wegwerf-Gesetz“ fordert. Ein solches Gesetz, das Betrieben vorschreibt überschüssige beziehungsweise nicht mehr verkäufliche Lebensmittel an die Zivilbevölkerung abzugeben, oder zumindest nachhaltig weiterzuverwenden, existiert bereits in Teilen Belgiens.
Um einen solche Regelung auch in Österreich durchzusetzen, gibt es eine parlamentarische Initiative, die man einfach online unterzeichnen kann.
Weitere interessante Links
Foodsaver: Hier kann man sich als Foodsaver anmelden.
Foodsharing: perfekt für alle, die Lebensmittel teilen wollen.
Foodsharing über Facebook
Der neueste Trend im Sharing-Bereich ist übrigens das Gemeinsame Garteln, oder auch Urban Farming! - hierbei wird ein Garten von mehreren Leuten gemeinsam bewirtschaftet und betreut und die Ernte wird natürlich auch geteilt. Ein innovativer neuer Weg um mit wenig Aufwand an lokales, selbstgezogenens Gemüse und Obst zu kommen.
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Felix
09. Februar 2016 - 16:31 Uhr
Eine ähnliche Initiative für GärtnerInnen, Landwirte und Landwirtinnen gibts seit August 2015:www.gartenernte.at
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Volkmar
09. Februar 2015 - 20:46 Uhr
ajo und danke für den Bericht :)
Volkmar
09. Februar 2015 - 13:08 Uhr
Es gibt einen Verein Foodsharing Österreich - Foodsharing wird hauptsächlich in Wien über die deutsche Plattform abgewickelt, die anderen Länder organisieren sich zum Teil über diese, zum Großteil jedoch über andere Websites und Facebook Gruppen Volkmar Leeb Obmann Foodsharing Österreich