Kunst & Kultur
Dieser Artikel befindet sich derzeit im Archiv
Surrealismus von Gilbert Kaplan in der Albertina Wien
Gilbert Kaplans einzigartige Sammlung surrealistischer Druckgrafik
Ein großer Wurf ist der Albertina mit ihren aktuellen Ausstellungen gelungen. Neben einer großen Retrospektive des belgischen Künstlers und Surrealisten René Magritte wird die unvergleichliche Sammlung des amerikanischen Gustav-Mahler-Experten, Dirigenten und Zeitschriftenverlegers gezeigt.
Insgesamt sind 175 Grafiken aus der Sammlung des Unternehmers Gilbert Kaplans zu sehen.
Der leidenschaftliche Sammler ist mit seiner Frau Lena beim Presserundgang anwesend. Hocherfreut verkündet er, dass seine Sammlung in diesem Umfang in Wien das erste Mal präsentiert wird. Als Musiker liebt er nicht nur diese Stadt, sondern erklärt nach seiner Sammlungsintention befragt: „Sammeln ist wie eine Liebesbeziehung.“
In Kaplans Sammlung sind Schlüsselwerke der surrealistischen Malerei und Zeichnung zu sehen, die Vorreiter, zu denen Max Ernst und Giorgo de Chirico zu zählen sind, wie der Dadaist Hans Arp.
Der Kölner Dadaist gilt als einer der surrealistischen Pioniere. In den gezeigten Werken nimmt er den Surrealismus vorweg. Auch der italienische Künstler de Chirico wurde zum Vorbild mit seinen metaphysischen Bildern. Mit seiner „pittura metafisica“, der metaphysischen Malerei beschwört er mit dem Stilmittel der Verfremdung und Verzerrung der Perspektive den Menschen als Fremden in der Welt.
Der Blick fällt auf ein weiters Schlüsselwerk von Marcel Duchamp. Er verpasste der Mona Lisa kurzerhand einen Bart und Schnurrbart.
Der Titel seines radikalen Kunstgriffs auf die weltberühmte Version von Leonardo Da Vinci, besser auf eine Reproduktion dieses Werkes, heißt L.H.O.O.Q, wird beim Aussprechen der französischen Buchstaben zu “Elle a chaud au cul“ (Übersetzt: Sie hat einen heißen Hintern.) Duchamps Respektlosigkeit macht die Sinneshaltung der Surrealisten deutlich, die gegen Tradition und Moral aufbegehrten. Ihre Welt war das Traumhafte, Innere, Unbewusste, das Tabuisierte. Der Surrealismus wurde als Haltung in Paris geboren, das zum Biotop der einstigen Skandalkünstler wurde.
Nach den Vorreitern der Surrealisten in den ersten Räumen gelangt man zu Man Ray und Werken, die in seiner New Yorker Phase entstanden sind. In seinem, den Blick auf sich ziehenden Werk, das Lippen abbildet und den Titel trägt:
A l’ heure de l’observatoire – les Amoreux von 1967, (Zur Stunde des Observatoriums – die Verliebten) wird die Spannbreite des Surrealismus und seiner Radikalität deutlich.
Als Vertreter der frühen Surrealisten ist auch Yves Tanguy zu nennen, der ein kleines Werk hinterlässt und dessen Malweise radikal war, eindrucksvoll zu sehen in seinen Fliessbildern.
Bei den Arbeiten der Künstler die aus dem Unbewussten, Automatisierten schöpften und auf Spontanität setzen, verwundert es, dass sie die Druckgrafik als Technik gewählt haben, die doch von der Ausführung aufwendig ist und einem genauen Ablauf folgt, führt Klaus-Albrecht Schröder, der Direktor der Albertina Wien aus.
Miró, der kein eigentlicher Druckgrafiker war, widerlegt das aber sehr deutlich mit seiner Serie Rot und Schwarz.
Er verwendete 2 verschiedene Kupferplatten als Ausgangspunkt für 6 Variationen. Die Resultate zeigen zufällig entstandene Netze aus sich kreisenden Linien, Flächen und Farben. Bis zu seinem Tod 1983 schafft er eines der umfangreichsten druckgrafischen Oeuvres des Surrealismus.
Wer denkt beim Surrealismus nicht an Salvador Dali, der in den 30er Jahren zur zentralen Figur wurde und dem in der Ausstellung auch ein eigener Raum für seine Werke gewidmet wurde. Dali entwickelte die paranoid-kritische Methode, zu sehen in „la femme visible“, die 1930 entstand.
Die Surrealisten waren mit den Literaten, die die ecritúre automatique ins Leben riefen, eng verbunden. Das sogenannte automatische Schreiben, mit dem Hauptvertreter André Masson und André Breton, der das 1. und 2. surrealistische Manifest verfasste, betonte die Bedeutung des Narrativen.
Das zeigen Dalis Illustrationen eindrucksvoll.
Wer kennt nicht das Bild von Magritte, mit der Pfeife, die keine Pfeife ist, mit dem Titel „ceci n’est pas une pipe“ des belgischen Surrealisten René Magritte. Gilbert Kaplan war auch für die Einzelausstellung von Magritte einer der Leihgeber.
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wird über Nacht der Surrealismus gestoppt. Viele der Surrealisten gehen nach New York.
Sogar Surrealisten der 2. Generation werden, in der mit Feingefühl von Gunhild Bauer kuratierten Ausstellung gezeigt. So widmet sich Roberto Mattas Werk, den Kriegsgräueln. Im New Yorker Exil wird er zum zentralen Vertreter der Surrealisten.
Die heimische Fortsetzung des Surrealismus besteht weiter in Form der Schule des Phantastischen Realismus.
„Das Auge existiert im Urzustand“, schrieb André Breton.
Schicken Sie es auf eine surreale Reise, in der über einen Zeitraum von 40 Jahren angekauften, einzigartigen Sammlung von Gilbert Kaplan.
Albertina: Infos zum Museumsbesuch
Adresse & Kontakt
Albertinaplatz 1 in 1010 Wien
Anfahrt:
U1, U2, U4: Haltestelle Karlsplatz/Oper
U3: haltestelle Stephansplatz
Straßenbahn 1, 2, D, 62, 65, Badner Bahn: Haltestelle Staatsoper/Kärntner Ring
Citybus 2A: Haltestelle Albertina
Parken:
Kurzparkzone (Mo-Fr: 9-22 Uhr)
Kärntnerringgarage, Kärntnerstraße Tiefgarage, Palais-Corso-Garage
Tickets kaufen:
im Museum an der Kassa
Online Ticketkauf
Restaurant/ Cafe:
DO & CO Albertina, 9 - 24 Uhr geöffnet
Tischreservierung unter: +43 1 5329669, albertina(at)doco.com
Museumsshop:
+43 1 53483-557, shop(at)albertina.at
Zur Website
+43 1 53483-0
E-Mail schicken
Standort auf Google Maps
weitere interessante Beiträge
Hinterlassen Sie einen Kommentar!