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Schirnhofer

Fleischerei Fabrik Schirnhofer in Kaindorf (Steiermark).
© stadt-wien.at | In der wunderschönen oststeirischen Hügellandschaft in der Marktgemeinde Kaindorf bei Hartberg, befindet sich das Familienunternehmen Schirnhofer.

Stadt-Wien.at im Gespräch mit Karl Schirnhofer - Eigentümer und Geschäftsführer der Schirnhofer Familien Holding - über BIO-Fleisch, ALMO-Rind und gentechnikfreie Ernährung.

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Die Schirnhofer Familien Holding ist heute einer der größten Fleisch- und Wurstwarenerzeuger Österreichs im Familienbesitz. Mit einem eigenen Schlachthof und 4 Produktionsbetrieben in Kaindorf, Leoben, Bruck/Mur und Oberwaltersdorf verfügt die Schirnhofer Familien Holding über die nötigen Ressourcen um den Österreicherinnen und Österreichern fleischliche Genüsse in höchster Qualität zu bieten. Das Unternehmen stellt rund 650 verschiedene Produkte her. Das dazu nötige Fleisch stammt ausschließlich von österreichischen Tieren und wird in einer fairen Zusammenarbeit von 500 Bauern geliefert.

stadt-wien.at im Gespräch mit Karl Schirnhofer

Interview: September 2014

stadt-wien.at: Herr Schirnhofer, Ihr Familienunternehmen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Wie hat alles begonnen?

Unsere Geschichte startete im Jahr 1926. Begonnen  hat alles mit dem Handel von Lebendvieh, dann Schlachtvieh. Das war der eigentliche Start, erst später machte mein Vater eine Fleischerlehre und begann im Jahr 1950 mit der Produktion von Wurst. Ich stieg dann 1981 in die Firma ein, wir eröffneten den Neubau außerhalb von Kaindorf und kurz danach verstarb mein Vater leider viel zu früh. 1999 kaufte ich  einen  Schlachthof, 15 km von hier entfernt.
 Zuvor gab es eine große Richtungsänderung und zwar eine Kooperation mit der Lebensmittelkette Zielpunkt. Dort wurden bis November 2014 die Feinkostabteilungen von uns betrieben.

Eine der ersten Wurstsorten war die Braunschweiger, die auch heute noch nach traditioneller Rezeptur hergestellt wird. In den Wurst- und Schinkenspezialitäten von Schirnhofer steckt reinstes Österreich. Alle eigenproduzierten Schinken- und Wurstprodukte von Schirnhofer tragen das AMA-Gütesiegel. Dieses erhalten Lebensmittel nur dann, wenn sie überdurchschnittliche Qualitätskriterien erfüllen und ihre Herkunft nachvollziehbar ist.

stadt-wien.at: Wenn wir Jahre und Jahrzehnte zurückblicken, Biofleisch oder gesunde Ernährung war früher noch kein Thema. Wann kam das Umdenken?

Die Menschen leben immer bewusster. Wir haben 3 Jahre für eine Lebensmittelkette Bioprodukte produziert, aber unser  Weg geht ganz klar in Richtung ökologische Landwirtschaft. Das Ziel ist es am Standort Kaindorf nur mehr gentechnikfrei zu produzieren. Die Folgewirkungen für Mensch und Tier sind nicht abschätzbar! Deshalb haben wir uns gemeinsam mit unseren Bauern entschieden, unsere Tiere gentechnikfrei zu füttern.

In dieser Galerie: 6 Bilder
Karl Schirnhofer - Chef der Schirnhofer Holding
© stadt-wien.at | Im Interview stand uns Eigentümer und Geschäftsführer Karl Schirnhofer Rede und Antwort.
Zwei LKWs an der Laderampe der Schirnhofer Fabrik
© stadt-wien.at | Rund 650 verschiedene Produkte werden von den Schirnhofer LKWs in ganz Österreich ausgeliefert.
Elektroauto beim Laden
© stadt-wien.at | Beim Fleisch setzt Schirnhofer auf BIO, bei den Autos auf Elektro. Gefahren wird es vom Chef persönlich.
Renault ZOE auf dem Parkplatz von Schirnhofer
© stadt-wien.at | Auch ein Renault ZOE ist in der Elektroauto-Flotte mit dabei.
Rindersteak von Schirnhofer mit Kartoffeln, Karotten und Endiviensalat
© stadt-wien.at | Traditionsbewusst. Auch der altgediente Schweine-Express ist auf dem Parkplatz zu sehen. Der hat bestimmt schon das ein oder andere Spanferkel zum Grill gebracht.
© stadt-wien.at | Nachdem uns das Interview ordentlich Gusto gemacht hat, entschloss sich die Redaktion einen Steakabend zu veranstalten. Natürlich mit einem Rindersteak von Schirnhofer. Selbst gebraten schmeckt bekanntlich am besten. Unser Fazit: Einfach spitze!

stadt-wien.at: Wofür steht Fleisch von Schirnhofer?

Was uns von anderen unterscheidet, wir betreiben Vertragsbauernschaft, das heißt wir haben ca. 90 Schweinebauern unter Vertrag und des Weiteren auch 400 ALMO-Bauern. Die Marke ALMO steht für Almochse. In diesem Vertrag gibt es sehr strenge und rigorose Regeln, Kriterien an die sich die Bauern bei ihrer Produktion halten müssen. Als Motivation dient dann auch eine Prämie, die von Schirnhofer gezahlt wird.

stadt-wien.at: Ist die Masttierzucht eine Möglichkeit, wirtschaftlich gesehen?

Natürlich einer der Wege große Mengen Fleisch auf den Markt zu bringen. Ein Freund von mir sagt immer, am Schönsten wäre es, hier links und rechts auf den Wiesen freilaufende Schweine zu halten. Das wissen wir natürlich, wobei es auch für diese Idee ein „für und ein wider“ gibt.  Ich sage, eine von Tierschützern akzeptierte Tierhaltung nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ist mein Ziel, dafür steht  die Firma Schirnhofer. Mir ist es nie allein um Wachstum und Quantität gegangen, sondern vor allem um die Qualität.

stadt-wien.at: Wie werden die von Ihnen vorgegebenen Regeln in weiterer Folge überprüft?

Sämtliche Futtermittel werden in unserem System offengelegt, das heißt wir wissen von jedem Futtermittel welches eingesetzt wird und auch was wirklich drinnen ist, kontrolliert von der Infoxgen.  Jeder Arzneimitteleinsatz muss dokumentiert und nachvollziehbar sein, gearbeitet wird hier nur mit Vertragstierärzten (eine weitere Sicherheit) und zusätzlich wird das System von einer externen Kontrollstelle überprüft. Das heißt,  wir können nachvollziehen ob die von uns aufgestellten Regeln und Kriterien auch wirklich von den Bauern eingehalten wurden. Zu den genannten Bereichen kommen dann auch noch die Tierschutzbedingungen dazu. Die Bauern werden von einem Landwirtbetreuer unterstützt, der ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Besonders wichtig, wenn es beispielsweise um Neuerungen und bauliche Maßnahmen geht.

Ein transparentes und einzigartiges Qualitätssicherungssystem, der partnerschaftliche Umgang mit Kunden und Lieferanten und das Bekenntnis zu einer ethischen Lebensmittelerzeugung, die den Grundsätzen der Ökologie, der Nachhaltigkeit und der sozialen Gerechtigkeit folgt. Das sind die Säulen, auf denen sich die „Welt von Schirnhofer“ entwickelt. Wir haben seit dem Jahr 2001 über 1,5 Mio. Schweine auf deren Gesundheitsstatus untersucht und haben damit jedes einzelne Schwein erfasst. Aus diesen Ergebnissen resultiert ein Wissenschaftsprojekt, welches beweist, dass die Firma Schirnhofer europaweit die wenigsten Medikamente einsetzt. Das ist natürlich eine tolle Historie, wenn man bedenkt, dass manche Nutztierhaltungen ohne Antibiotika gar nicht mehr produziert werden können, sind wir schon sehr stolz darauf.

stadt-wien.at: Denken Sie auch an eine eigene Zucht? Schirnhofer Rinder vielleicht?

Gute Frage, ich beschäftige mich seit einem halben Jahr damit. Ein Bauer von mir wird demnächst in Pension gehen, ein Almochsenbauer mit einem idealen Stall, diesen könnte ich pachten und den Nachbarbetrieb gleich mit.

stadt-wien.at: Geht es da um eine Erweiterung der persönlichen Erfahrungen, oder wird der Almochse zum Hobby?

Wichtig ist es immer alles auch selbst zu machen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Dann kann ich mich in Zukunft auch in diesem Bereich mehr einbringen und bin natürlich als Praktiker glaubwürdig. Zusätzlich plane ich einfach noch weitere alternative Wege zu beschreiten, noch mehr abseits der großen Piste der Fleischproduzenten.

stadt-wien.at: Sie exportieren, beispielsweise nach Georgien. Dort decken Sie einen großen Teil des Marktes ab. Warum Georgien?

Das hat sich vor über 10 Jahren ergeben, ein Georgier der in Österreich lebt, hat mich kontaktiert und es kam zu einer Kooperation. Grundsätzlich war das nicht geplant, hat sich ergeben. So wie das Leben oft spielt. Generell fokussiere ich mich nicht auf diese Länder. Unser Weg  geht aber auf jeden Fall in Richtung Deutschland.

stadt-wien.at: Wie wird der österreichische  Konsument in Zukunft  zu Schirnhofer Fleisch kommen? Die Schirnhofer-Feinkosttheken werden ja an Zielpunkt übergeben.

Wir bleiben natürlich Lieferant von Zielpunkt, betreiben nur die Feinkostabteilungen nicht mehr. Somit gibt es keinen Engpass bei Schirnhofer Fleisch.

stadt-wien.at: Gentechnikfreie Lebensmittel, für die Konsumenten immer wichtiger – warum?

Für mich persönlich geht es nicht darum zu sagen, deshalb ist die Wurst oder das Fleisch besser, es geht um meine persönliche Einstellung. Ich sage, die Gentechnik hat am Feld und am Land nichts verloren. Das versuche ich umzusetzen. Bei rund 40.000 Schweinen konnten wir nun eine 100% gentechnikfreie Fütterung umsetzen.

stadt-wien.at: Die Schulung der Bauern, die Sie angesprochen haben. Wie kann man sich das vorstellen?

In Österreich haben wir nicht nur BSE, sondern auch einen Schweineskandal erlebt. Daher ist es mir wichtig, dass  so etwas bei  Schirnhofer nicht passiert. Und die Bauern wollen natürlich auch abgesichert sein und waren daher sehr offen für meine Maßnahmen. Die Schirnhofer Familien Holding wurde gegründet, um gemeinsame Synergien, vor allem am internationalen Markt, zu nutzen. Sowohl die Schirnhofer-Betriebe (Produktion, Filialen und Schlachthof) als auch die Produktionsbetriebe Aibler, Blasko und Weiss sind in die Schirnhofer Familien Holding integriert. Das neueste Holding Mitglied ist die Schirnhofer Deutschland Vertriebs GmbH.

stadt-wien.at: Kommt das Fleisch zu 100% aus Österreich oder importieren sie auch?

Wir sind eine Gruppe. Bei Schirnhofer zerlegen wir nur die Schweine unserer Bauern. Bei den anderen Firmen haben wir einen Vertrag mit österreichischen Schlachtbetrieben. Dieser Vertrag besagt, dass sie ausschließlich in Österreich geborene, gemästete und geschlachtete Tiere bzw. deren Fleisch liefern dürfen. Und damit sind wir wieder bei den Kontrollen. Auch hier haben wir eine externe Kontrollfunktion installiert. Es geht schlicht und ergreifend um österreichisches Rind- und Schweinefleisch und dafür steht der Name Schirnhofer.

stadt-wien.at: Der Konsument hat früher einmal bis zu 50% seines Gehaltes für Lebensmittel ausgegeben, heute sind wir bei 7-10%. Ein starker Wandel, wie können sie marktgerecht produzieren?

Das ist die große Kunst in der Fleischbranche und deshalb sind wir auch alternative Wege gegangen. Wir bezahlen den Bauern den höchsten Schweinefleischpreis und ebenfalls den höchsten Rinderpreis. Und das zahle ja nicht nur ich, sondern auch der Endverbraucher. Das heißt, der Konsument hat das Versprechen wirklich Qualität zu bekommen und dafür ein bisschen mehr zu zahlen.

Es geht um Information und Aufklärung. In diesem Sinne ist auch das Besucherzentrum „die Gläserne Fabrik“ zu sehen, das wir eröffnet haben, um den Menschen unsere Arbeit näherzubringen. Transparenz und ein Signal nach außen um zu zeigen, wir reden nicht nur, sondern wir leben es auch. Im Multimediaraum beginnt die multimediale "Erlebnisführung" durch unsere Produktion: Hier erfahren Sie alles Wissenswerte rund um die Schirnhofer-Gruppe. Wie alles begann, was unser Qualitätssicherungssystem europaweit einzigartig macht und wer die Partner sind, die uns dabei helfen, erfolgreich zu sein.

stadt-wien.at: Wie sehen sie die Zukunft der Fleischproduktion?

Ich denke der Fleischkonsum in Mitteleuropa wird zurückgehen. Das muss dann aber nicht unmittelbar die Produktion betreffen, da natürlich auch exportiert wird. In Asien beispielsweise steigt der Fleischkonsum überdimensional. In den Gourmetländern Deutschland, Frankreich findet ein Umdenken statt und dies bedeutet eine Reduktion des Fleischkonsums. Die Sensibilität für Tierschutz, ebenso für Klimawandel und CO2 Ausstoß nimmt zu und damit die Frage nach der Lebensmitteproduktion. Hier habe ich eine gute Ausgangssituation und eine Vision. In ein paar Jahren sollen unsere Wurst und unser Fleisch klimaneutral produziert werden.  Wir arbeiten bei ALMO (Almochsen) seit über 10 Jahren mit 4 Pfoten zusammen.

Auf den Almen und Bergwiesen Ostösterreichs weiden im Sommer bis zu 3.000 ALMO-Almochsen und stärken sich an einer großen Vielfalt an saftigen Gräsern und würzigen Kräutern. Hier können sich unsere ALMO-Almochsen in freier Natur bewegen, die mit ihrem kristallklaren Quellwasser und der frischen Bergluft für allerbeste Lebensbedingungen für Tier und Mensch sorgt.

stadt-wien.at: Vom Schwein zum Rind, was ist der ALMO?

Das ist eine Marke, ein Verein. Bauern haben sich vor 25 Jahren zusammengetan, weil damals auf den Viehmärkten die Tiere zusammengekauft und lebend nach Nordafrika verschifft  wurden, da gibt es auch erschütternde Bilder dazu. Das wollten die Bauern nicht mittragen und sagten sich, warum können wir das Ochsenfleisch nicht bei uns zuhause verkaufen? Aus dem heraus ist das ALMO-Programm entstanden, ich bin vor 20 Jahren bei der Vermarktung eingestiegen.

ALMO ist „Champions League“ in der Tierhaltung. Ob es um die Futtermittel wie Heu und Gras geht, die Weideperiode auf der Alm etc. Mehr geht nicht mehr. Die letzten Monate werden die Tiere dann ausgemästet, das macht den Geschmack noch besser. Beim ALMO-Almochsenfleisch ist uns der Schritt zur Gentechnikfreiheit bereits im Jahr 2005 geglückt. In intensiver Zusammenarbeit mit den ALMO-Bauern wurde dieses einzigartige Rindfleischprogramm geschaffen.

stadt-wien.at: Ein persönlicher Wunsch an die Zukunft?

Ich würde mir wünschen, dass  gutes Fleisch auch wieder einen Wert hat.

Das Interview führte Ralf Ehrgott, stadt-wien.at

Fa. Schirnhofer - Firmendaten:

  • Gegründet 1926 (Sitz: Kaindorf bei Hartberg/Steiermark)
  • Ãœber 500 Vertragsbauern mit Qualitätssicherungssystem
  • 1 Schlachthof, 1 Produktionsstätte
  • Großhandel, Einzelhandel, Gastronomiebelieferung, Kaufhäuser, Großküchen, etc. in Österreich
  • Sortiment von 650 Produkten wird vermarktet; 17.000 Tonnen Fleisch- u. Wurstwaren
  • Export: Deutschland, Georgien
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