Ablauf des Terroranschlags in Wien: Was in der Nacht geschah

Ein Meer von Kerzen und Blumen ist herzförmig vor drei Kränzen, die neben einem Baum lehnen, aufgestellt worden.
© Christoph Fuchs | Hier auf dem Friedmannplatz wurden die ersten Schüsse abgefeuert

Nach dem islamistischen Terroranschlag am 2. November in der Wiener Innenstadt laufen die Ermittlungen weiterhin auf Hochtouren. 23 Personen wurden bei dem Anschlag verletzt und vier getötet. Hier eine Ãœbersicht, was in der Nacht geschehen ist.

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Erste Schüsse beim Friedmannplatz kurz vor 20:00 Uhr

Beim Friedmannplatz nahe des Schwedenplatzes wurden gegen 20 Uhr die ersten Schüsse abgefeuert. Der Täter feuerte unter anderem, vermutlich über die Jerusalem-Stiege hinweg, auf einen 21-Jährigen an der Ecke Fleischmarkt / Bauernmarkt. Dieser junge Mann war sein erstes Todesopfer. Dann begab sich der Täter in die Judengasse und feuerte wahllos auf mehrere Menschen vor den Lokalen. Eine 24-jährige Studentin, die an dem Abend kellnerte, wurde dabei getötet.

Feuergefecht mit der Polizei

Der Attentäter rannte danach in die Seitenstettengasse, wo er abermals Schüsse abgab. Eine 44-jährige Frau wurde dabei schwer getroffen und verstarb später in der Klinik Ottakring (vormals Wilhelminenspital). Ein Mann beschimpfte den Täter von seinem Fenster in der Seitenstettengasse aus als „Arschloch“. Das Video davon sollte kurze Zeit später viral gehen. Zwischenzeitlich ging der erste Notruf um 20 Uhr bei der Polizei ein. Weniger als eine Minute später trafen die ersten Polizisten ein.

Beim Schwedenplatz an der Ecke Rabensteig tötete der Terrorist einen 38-jährigen Lokalbetreiber. Der Mann wollte noch Gäste und Personal in Sicherheit bringen. Danach traf der Attentäter beim Franz-Josefs-Kai auf Polizisten. Nach einem Feuergefecht wurde ein Beamter am Bein schwer verletzt. Zwei türkischstämmige Wiener und ein Palästinenser retteten den Polizisten und eine anwesende Frau.

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Täter nach neun Minuten von WEGA ausgeschaltet

Abschließend bewegte sich der Täter Richtung Morzinplatz. Am Ruprechtsplatz wurde er dann um 20:09 Uhr von zwei Polizisten der Sondereinheit WEGA mit einem Schuss durch den linken Lungenflügel ausgeschaltet. Da der getötete Terrorist einen Sprengstoffgürtel umgeschnallt zu haben schien, wurde ein Entschärfungsdienst des Innenministeriums angefordert. Zu diesem Zeitpunkt gingen die Behörden noch von mehreren Tätern aus, die auf der Flucht wären.

Videos vom Terroranschlag auf Facebook

Es dauerte nicht lange, dass auf Social-Media-Plattformen, allen voran Facebook, mehrere Bilder und Videos kursierten. Es wurden unter anderem Aufnahmen von den Opfern des Terroristen hochgeladen. Während die Einsatzkräfte noch nach weiteren Tätern suchten, baten die Behörden darum, keine Bilder oder Videos von den Tätern öffentlich zu verbreiten. Stattdessen sollten sie die Aufnahmen auf einen Server der Landespolizeidirektion laden. Später gibt Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) bekannt, dass so über 20.000 Aufnahmen ausgewertet werden konnten.

Gerüchte über Geiselnahme und Kritik an oe24.TV

Während des noch laufenden Einsatzes verbreitete sich das Gerücht, dass auf der Mariahilfer Straße eine Geiselnahme stattfinden würde. Kurz nach 22:00 Uhr stellte sich das Gerücht als falsch heraus. Weiters wurden Aufnahmen von Verletzten und Augenzeugen auf dem Privatsender oe24.TV ausgestrahlt. Noch am Abend des Terroranschlags wurde in den sozialen Medien heftige Kritik an dem Sender geübt und rund 700 Beschwerden beim Österreichischen Presserat eingereicht.

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Fahndung nach weiteren Tätern

Im weiteren Verlauf der Nacht wurde die Innenstadt abgeriegelt und die Suche nach weiteren Tätern ausgedehnt. Die Sondereinheiten Cobra und WEGA unterstützten dabei mit 250 Beamten die örtliche Polizei. Gegen 22 Uhr aktivierte die Bundesregierung das österreichische Bundesheer inklusive des Jagdkommandos. Das Bundesheer übernahm dabei den Schutz einiger Objekte, während die Polizei weiter nach anderen Tätern fahndete. Zwischenzeitlich stellte sich heraus, dass der Sprengstoffgürtel des Täters nur eine Attrappe gewesen war.

Täter als Islamist identifiziert

Der Täter konnte laut Karl Nehammer nach vier Stunden identifiziert werden. Die Öffentlichkeit erfuhr davon aber erst am nächsten Morgen. Der 20-jährige Österreicher mit nordmazedonischen Wurzeln war Sympathisant der islamistischen Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und den Behörden bereits bekannt. Seine Wohnung wurde am Tatabend durchsucht und in der selben Nacht folgten 14 Festnahmen. Der gesamte Einsatz dauerte bis in die Morgenstunden. Insgesamt waren 1000 Beamte samt den Sondereinheiten Cobra und WEGA im Einsatz.

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