Umwelt
Wiental Kanal
Wiental Kanal
Technische Meisterleistung verbessert Wasserqualität des Wienflusses
"Wien setzt sein ambitioniertes Gewässerschutzprogramm weiter zügig um. Die Fertigstellung des Wiental Kanals ist dabei ein echter Meilenstein für den Gewässerschutz und damit für die Lebensqualität in Wien", betonte die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima am Dienstag im Mediengespräch des Bürgermeisters: "Der neue Kanal sorgt gemeinsam mit der 2005 abgeschlossenen Erweiterung der Hauptkläranlage Simmering, dem Kanalbau am Liesingbach und der innovativen Wiener Kanalnetzsteuerung für eine deutliche Steigerung der Qualität der Wiener Gewässer." Ein besonderes Anliegen für Sima, die beim Wiental Kanal auch als Tunnelpatin fungierte: "Ich bin sehr froh, dass die schwere und gefährliche Arbeit unter Tage ohne Unfälle abgelaufen ist. Mein Dank gilt allen Beteiligten für den erfolgreichen Abschluss des Projekts."
Seit Mai 2003 liefen die Arbeiten an den Bauabschnitten 2 + 3 des Wiental Kanals: Ein 136 Meter langer und 1.090 Tonnen schwerer "Bohrwurm" (Erddruckschildmaschine) bohrte dann nach Abschluss der Baumeisterarbeiten ab Herbst 2004 vom Stadtpark in rund 30 Meter Tiefe den "Ulli"-Tunnel mit 8,6 Metern Durchmesser Richtung Ernst- Arnold-Park in Wien-Margareten. Nach dem Durchbruch zum Zielschacht im April 2005 erfolgte die Anbindung des Wiental Kanals an die schon bestehenden Wienfluss-Sammelkanäle und der Einbau technischer Einrichtungen. Im September geht der neue Kanal in Betrieb, die Stadt Wien investierte in die Bauabschnitte 2 + 3 des Wiental Kanals 82,7 Millionen Euro.****
Sichere Abwasserentsorgung für künftige Generationen
Der erste Abschnitt des Wiental Kanals wurde bereits 1997 begonnen und 2001 fertig gestellt. Die Trasse verläuft vom Donaukanal auf der Höhe Urania dem Wienfluss folgend bis zum Stadtpark. Bei der Urania schließt der Wiental Kanal an den Rechten Hauptsammelkanal-Entlaster an, der das Abwasser bis zur Hauptkläranlage Simmering transportiert. Sima: "Mit dem neuen Kanal wird künftig verhindert, dass mit Regen verdünntes Schmutzwasser aus den bestehenden Kanälen in den Wienfluss gelangt. Der Wiental Kanal ist ein internationales Vorzeigeprojekt, wir gehen damit zukunftsweisende Wege und sorgen dafür, dass auch für künftige Generationen Entsorgungssicherheit auf der einen und Gewässerschutz auf der anderen Seite garantiert ist. Mit dem Wiental Kanal bleibt die Stadt Wien ihrer Linie treu: Wir investieren in den Umweltschutz, denn Investitionen in die Umwelt sind Investitionen für die Zukunft."
Technische Meisterleistung in Rekordgeschwindigkeit
Die Bauabschnitte 2 + 3 des Wiental Kanals stellten die Techniker der Stadt Wien und der beteiligten Firmen vor große Herausforderungen. Damit es an der Oberfläche zu keinen Beeinträchtigungen kommt, spielten sich die Bauarbeiten für das Kanalprojekt im Wesentlichen im Untergrund ab. Zu verdanken ist dies der Erddruck-Schildmaschinen-Technologie, der 126 Meter lange "Bohrwurm" wurde im Stadtpark-Startschacht zusammengebaut.
Mehr als 7 Monate wühlte sich die Maschine durch den Wiener Untergrund, 120 Tunnelexperten arbeiteten am neuen Kanal. Der Wiener "Bohrwurm" arbeitete im Turbobetrieb - bis zu 36 Meter pro Tag gelten als weltweite Rekordgeschwindigkeit bei Erddruckschildmaschinen über 7 Meter Durchmesser. Auf seinem Weg zum Ernst-Arnold-Park fraß die 1.090 Tonnen schwere Erddruckschildmaschine 150.000 Kubikmeter Erde. Allein das Schneidrad - mit insgesamt 141 Schälmessern, 24 Schneidrollen und 16 Räumwerkzeugen - wog 120 Tonnen. Das abgegrabene Erdreich wurde zu Brei verarbeitet und von einer Schnecke an die Oberfläche transportiert. Gleichzeitig erfolgte die Auskleidung der schon gegrabenen Teile der Kanalröhre mit Stahlbetonteilen. Insgesamt waren 10.400 Einzelbausteine, so genannte Tübbinge, dafür nötig.
Herausforderung U-Bahn-Querung
Das schwierigste Stück der Tunnelarbeiten - die Querung der U-Bahnlinie 1 unter dem Karlsplatz - ging planmäßig über die Bühne. Die tiefbautechnische Herausforderung, einen Tunnel mit einem Außendurchmesser von immerhin 8,6 Meter nur 3 Meter unterhalb der U-Bahnlinie 1 im Bereich des Karlsplatzes durchzuführen, wurde von den Tiefbauspezialisten der MA 30 - Wien Kanal und der bauausführenden Firma Arge Porr Tunnelbau/Bilfinger Berger erfolgreich bewerkstelligt. Um Setzungen vorzubeugen, musste dieser Bereich mit Injektionsbohrungen, die mit einer Betonmischung ausgefüllt wurden, gestützt werden ("Soil- Verfahren"). 90 dieser Bohrungen waren erforderlich, um die Bauarbeiten am Kanal sicher fortsetzen zu können. Während der Injektionen kontrollierte ein aufwändiges Lasermess-System etwaige Verschiebungen der U-Bahn-Röhren. Dank der sorgfältigen Vorbereitung konnte diese schwierige Passage in nur wenigen Tagen gemeistert werden - ohne Störung des U-Bahn-Verkehrs.
Vom 3. Mann ins 3. Jahrtausend
Rund 98 % der Wiener Haushalte sind an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen, ein Spitzenwert im internationalen Vergleich. Das Wiener Kanalnetz muss jährlich mit 220 Millionen Kubikmeter Abwasser fertig werden, das entspricht 1,5 Millionen randvoll gefüllten Badewannen täglich. Rund 2.300 Kilometer Straßenkanäle (das entspricht etwa der Entfernung Wien-Moskau) und rund 6.300 Kilometer Hauskanäle leiten das Abwasser zur erweiterten Hauptkläranlage Simmering, wo es auf höchstem technischen Niveau biologisch gereinigt wird.
Mit dem Wiental Kanal bekommt das Wiener Kanalnetz einen technisch innovativen Zuwachs, erstmals wurde in Wien ein Entlastungskanal unter einem Flussbett errichtet. Der insgesamt 3,5 Kilometer lange Wiental Kanal kann bis zu 110.000 Kubikmeter Abwasser speichern. Hintergrund für das Umweltschutz-Projekt: Die Wienfluss-Sammelkanäle waren bei starkem Regen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gestoßen. Durch den Regen verdünntes Kanalwasser, so genanntes Mischwasser, gelangte in den Wienfluss. Mit dem neuen Wiental Kanal gehört das der Vergangenheit an. Er dient als Stauraum, nach Abklingen der Regenfälle kann das Wasser durch die "Wiener Kanalnetzsteuerung" - einem aufwändigen elektronischen Steuer- und Pumpsystem ausgestattet, das vollautomatisch in Aktion tritt - kontrolliert zur Hauptkläranlage Simmering abgeleitet werden.
Der 2005 abgeschlossene Ausbau der Hauptkläranlage und der Bau des Liesingtal Kanals sind weitere Beiträge zur Steigerung der Wasserqualität der Donau, des Donaukanals, der Liesing und des Wienflusses auf Gewässergüte 2. Durch die sinnvolle Doppelnutzung des Kanalsystems als Speicher und Abwasserabfluss ersparte sich die Stadt Wien den Bau von Überlaufbecken und damit rund 52 Millionen Euro.
Technische Daten zum Wiental-Kanal
Gesamtlänge: 3.500 Meter
Speichervolumen: 110.000 m3
Bauabschnitt 1 (Urania bis Stadtpark):
800 Meter Länge, errichtet 1997-2001
Baukosten: 16,1 Millionen Euro
Bauabschnitte 2 + 3 (Stadtpark bis Ernst-Arnold-Park):
2.700 Meter Länge (Tunnellänge 2.600 Meter), errichtet 2003-2006
Innen-Durchmesser: 7,5 Meter
Außen-Durchmesser: 8,6 Meter
Baukosten: 82,7 Millionen Euro
Text + Bilder: Rathauskorrespondenz
Link: www.wien.gv.at
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klaus kilin
25. September 2008 - 20:07 Uhr
Eine FRage: Wie und Wo bitte, kommt das überschüssige Wasser bei Starkregen in den Neuen WSK, der also von Ernst Arnold Park bis zur Urania verlä[email protected]