Rund um die Donau
Die Geschichte von Wien-Donaustadt
Der heutige Bezirk Donaustadt ist hervorgegangen aus den Marchfeldgemeinden Süßenbrunn, Breitenlee und Essling, den nahe dem einstigen Donauufer gelegenen Dörfern Aspern, Hirschstetten, Kagran und Stadlau und der "Kolonie" Kaisermühlen (so die offizielle Bezeichnung), die bis 1938 dem zweiten Wiener Gemeindebezirk angehörte.
Alle diese Dörfer – bis auf Kaisermühlen – scheinen bereits 1258 in einem Urbar des Bistums Passau auf. Ihre Bewohner waren hörige Bauern, die teilweise bis ins 19.Jh. der Gerichtsbarkeit ihrer jeweiligen Grundherren unterstanden. Die Verwaltung oblag großteils den Pfarren.
Das an sich schon harte Dasein der Bevölkerung war zudem von Naturkatastrophen (zwischen 1012 und 1899 wurden 152 verheerende Überschwemmungen registriert), Missernten, Heuschrecken, Seuchen, Bränden und Kriegen (Türken, Franzosen) zusätzlich gefährdet. In zeitgenössischen Berichten sind das Winter- Hochwasser von 1830 und natürlich die Kriegstage von 1809 mit erschreckender Eindringlichkeit festgehalten. Die einzelnen Ortschroniken (teilweise heute noch in manchen Pfarrämtern einsehbar) messen markanten Ereignissen im örtlichen Leben je nach Faktenlage besondere Bedeutung zu und legen sie ausführlicher dar.
Ihre kommunale Selbstständigkeit konnten diese Gemeinden bis 1904 behaupten. Zu dieser Zeit hatte sich um das Gebiet von Stadlau – Hirschstetten ein Eisenbahnknoten und ein Fabrikszentrum herausgebildet. Durch die im Zuge der Donauregulierung errichteten Brücken und durch Straßenbahnlinien war das noch immer vornehmlich agrarische "Transdanubien" der expandierenden Großstadt Wien nähergerückt, seine "Einverleibung" eine Notwendigkeit geworden.
Ab 1905 gab es somit den 21. und vorläufig letzten Wiener Gemeindebezirk, Floridsdorf, dem der Großteil der heute die "Donaustadt" umfassenden Gebiete eingegliedert war. Ein anderer schicksalsträchtiger "Anschluss" hatte 1938 gewichtige administrative Korrekturen zur Folge, als im Zuge der Gestaltung "Groß-Wiens" das Stadtgebiet auf 26 Bezirke ausgedehnt wurde. Aspern, Hirschstetten, Kagran und Stadlau trennten sich von Floridsdorf und bildeten mit Breitenlee, Essling, Süßenbrunn und 13 niederösterreichischen Gemeinden den 22. Bezirk "Groß- Enzersdorf", dessen Grenze knapp vor Orth a.d. Donau endete.
Die Bevölkerung, vor allem die ehemaligen "Floridsdorfer", konnten an dieser Konstruktion wenig Gefallen finden, tendierte doch ihr wesentliches Interesse eindeutig nach "Wien". Nun hatte man ein Bezirkszentrum in einer Gegend situiert, die als tiefste Provinz angesehen wurde. Diese ungeliebte kommunale Zwangsgemeinschaft hielt auch nur bis 1946, als durch ein "Gebietsänderungsgesetz" die Grenzen zu Niederösterreich und Floridsdorf neu festgelegt wurden und so der neu geschaffene 22. Bezirk Donaustadt seine gegenwärtige Gestalt erhielt. Doch wiederholt von der russischen Besatzungsmacht beeinsprucht, konnte dieses Gesetz erst 1954 in Kraft treten.
Text + Bilder: Gerhard Frey
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