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Grün statt Grau: Erstmals mehr als 100 Grätzeloasen in Wien

Grätzloase Wien
© MA21/Christian Fürthner | Der öffentliche Raum soll künftig eine Art Balkonerweiterung werden

Von Parkflächen zu Oasen für Großstädter - Das dachte sich der Verein Lokale Agenda 21 im Jahr 2015. Seit 4 Jahren realisieren Wiener gemeinsam mit dem Verein auf Parkplätzen neue Aufenthaltsorte. Ausgestattet mit gemütlichen Sitzgruppen und Pflanzen laden sie zu angenehmen Stunden mit den besten Freunden ein. Infos zu den kleinen Paradiesen und wie man seine eigene Oase bekommt.

Erstellt von: | 14. Oktober 2024
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Mit den Grätzloasen werden Terrassen- oder Gartenerweiterung mitten in der Stadt geschaffen. Grundlage für die kleinen Grünflächen sind sogenannte Parklets, also Parkplätze, die zu einer Erweiterung der Gehsteige werden. Dies geschieht mit Aufbauten, die meist aus Holz bestehen. So sollen Großstadt-Menschen mehr öffentlichen Raum nutzen können.

Die Parklets haben für gewöhnlich Sitzgelegenheiten, die mit Pflanzen geschmückt sind. Manchmal bieten sie auch einen Regenschutz oder sind sogar mit Beleuchtungen ausgestattet. So kann man auch lange Sommerabende gemütlich im Freien verbringen. Ein Parklet kann ein bis maximal zwei Parkplätze einnehmen. Wichtig hierbei ist, dass es sich um öffentliche Plätze ohne Konsumzwang handeln sollten.  Es darf also weder ein Verkauf auf Parklets stattfinden, noch ist es gestattet, Eintritt zu verlangen.

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Grätzloasen in Wien

Seit 2015 steht hinter der Aktion „Grätzloase“ neben dem Verein Lokale Agenda 21 auch die Stadt Wien. Das Aktionsprogramm unterstützt bei der Gestaltung begrünter Parklets in Wien. Nun gibt es erstmals über 100 Grätzloasen in der Stadt – ein wichtiger Schritt für mehr Grün und Lebensqualität. Klima- und Demokratiestadtrat Jürgen Czernohorszky und Bezirksvorsteher Erich Hohenberger besuchten die „Rad.Service.Oase“ im 3. Bezirk und lobten den Erfolg des Programms.

„Die Grätzloasen bieten Erholung und Austausch für Wiener*innen und verbessern das Mikroklima im Stadtteil“, so Czernohorszky. Hohenberger betonte die positive Wirkung auf die Gemeinschaft im 3. Bezirk. Die kleinen, begrünten Rückzugsorte in Parkspuren dienen als Ersatz für fehlende Balkone und fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl, insbesondere im Sommer, so Gemeinderätin Patricia Anderle.

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Grätzloasen wurden so zu einem Häkelgruppentreffpunkt, zu einer Möglichkeit selbst Brot zu backen auf einem Parklet mit Ofen und Sitzgruppen. Ein weiterer Platz war mit einem langem Tisch ausgestattet, bei dem man sich mit selbstgekochten Essen mit seinen Liebsten, Nachbarn oder Kollegen unterhalten kann. Aber es gibt auch kleinere, gemütliche Oasen, auf denen man inmitten von Pflanzen in einem Liegestuhl die Sonne genießen oder mit der Familie ein paar gemütliche Stunden verbringen kann.

Gründe für den Boom der Parklets gibt es einige. Wien wächst stetig, ihre Bewohner wollen jedoch am Mitgestalten der Stadt beteiligt sein und sich selbst mehr freien Raum schaffen. Neben dem Umweltthema „Pflanzen statt Autos“ laden solche Plätze auch ein, sich mit seinen Nachbarn in einer gemütlichen Atmosphäre zu unterhalten. So kann man sich gegenseitig besser kennenlernen und der Anonymität der Stadt entgegenwirken.

Ãœbrigens: Eine tolle Möglichkeit, seine Nachbarn besser kennenzulernen ist auch der jährliche Grätzl-Frühjahrsputz der MA 48!

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Einreichung neuer Ideen bis zum 20. Oktober

Bis zum 20. Oktober 2024 können Wiener*innen wieder ihre Ideen für das Aktionsprogramm Grätzloase einreichen. Gesucht werden Ideen in den drei Schwerpunkten: Grüne Parklets, Junge Grätzl und Grätzlleben. Das Team der Grätzloase unterstützt bei der Planung und Einreichung. Weitere Informationen unter: www.graetzloase.at

Finanzielle Unterstützung der Stadt

Neben einer finanziellen Unterstützung der Stadt Wien von bis zu 4.000€ unterstützt der Verein Lokale Agenda 21 auch bei der Ideenfindung, Bewerbung, Umsetzung und bei der Lagerung im Winter. Das Projekt soll im gleichen Jahr der Einreichung umgesetzt werden. Bis 2020 müssen die Arbeiten an den Parklets abgeschlossen sein.

Entstanden ist die Idee übrigens bereits 2005. In San Francisco entstand damals der weltweit erste kleine Parkbereich inmitten von Parkplätzen. Umgesetzt wurde die Ideen von dem Designkollektiv Rebar. Ein Rollrasen, eine Parkbank und ein in einem Topf eingepflanzter Baum auf einem Parkplatz – geboren war die Idee der Parklets. Um die Parkfläche in einen Mini-Park zu verwandeln, bedienten sich die Designer einer legalen Variante: Die Parkuhr wurde in regelmäßigen Zeitabständen mit Münzen „gefüttert“. Seither werden Parklets in San Francisco immer mehr und die Idee breitete sich auf der ganzen Welt aus. 2015 wurden in London und Stuttgart die ersten Parklets realisiert, Berlin zog nur wenig später nach. 2018 testete auch die Stadt Bern die Idee der „neuen“ Parkflächen.

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