Gesundheit
Das Phänomen Resilienz
Innere Stärke gegen äußere Schwächungen
Es gibt Menschen, die in allem ein Problem sehen, leicht überfordert und permanent gestresst sind und sich mit Schwarzmalerei alles schlecht und aussichtslos reden. Und es gibt Menschen, die nicht problemorientiert, sondern problemlösungsorientiert sind, generell positiv gestimmt und gelassen sind und negative Ereignisse gut be- und verarbeiten. Sie sehen Problemsituationen nicht als Belastung, sondern als Herausforderung und Anreiz zur Lösungsfindung.
Das Rätsel um die psychische Kraft
Kinder, die unter suboptimalen respektive schädlichen Bedingungen aufwachsen müssen und scheinbar unbeeindruckt von schlimmen Situationen zu psychisch starken, selbstbewussten und stressresistenten Menschen heranwachsen, waren schon lange ein Mysterium, in das die Psychologie schwer Einblick gewinnen konnte. Kinder, die beispielsweise in Armut, Arbeitslosigkeit der Eltern, mit Gewalt- und Missbrauchserfahrungen und Tod aufwachsen und sich entgegen aller Erwartung erstaunlich positiv und kompetent entwickeln. Doch woher kommt die nahezu beinahe unlogische Stärke dieser Kinder? Was hält sie gesund? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die noch junge Resilienzforschung.
Die Elastizität der Seele
Das englische Wort „resilience” bedeutet Spannkraft/Elastizität und beschreibt die menschliche Fähigkeit, sich an stressauslösende Situationen gut anpassen zu können und durch Rückschläge immer stärker zu werden. Resilienz kann man als eine Art inneres Schutzschild vor äußeren Missständen sehen.
Die Psyche greift hierbei aber nicht auf einen Abwehr- oder Verdrängungsmechanismus zurück, Woher schöpfen sie die Kraft, sich nicht nur weitgehend unbeschadet, sondern sogar gestärkt aus diesen schwierigen Lebensbedingungen zu entwickeln?
Die in der Resilienzforschung anerkannte „Kauai-Studie“ begleitete 40 Jahre lang knapp 700 Kinder aus zerrütteten Verhältnissen, die 1955 auf der hawaiianischen Insel Kauai geboren wurden. Auffallend war, dass sich ein Drittel dieser Kinder psychisch besonders stark und seelisch robust entwickelten und eine Art psychische Schutzfaktoren besaßen, die es Ihnen ermöglichen, schädigende Umstände und normalerweise niederschmetternde Erlebnisse besser zu verarbeiten als andere.
Situationsflexibel und emotional elastisch - Haben Sie Resilienz?
Resilienz ist keine Krankheit und auch kein Wunder. Nicht die Genetik schreibt die Resilienz, sie ist erlernbar und folgt keinem eindeutigen oder spezifischen Verhaltensmuster. Resilienz ist nicht angeboren, es ist eine Fähigkeit, die Menschen durch unterschiedlichste Krisensituationen erlernen müssen oder können.
Abhängig von verschiedenen Zeitpunkten und unterschiedlichen Umständen, varriert ein resilientes Verhalten. Auch grundsätzlich resiliente Menschen sind nicht immer gleich robust, sie können genauso traurig, überfordert und verletzt sein, nur befördern sie Niederschläge nicht auf den Boden, sondern lassen sie wachsen.
Die Voraussetzungen dafür, Resilienz zu entwickeln, sind laut Forschungsergebnissen zwar im Charakter des Menschen verankert, doch wird sie maßgeblich von der Lebensumwelt, Bezugspersonen und einer Ereignischronik geprägt. Von daher ist Resilienz situationsspezifisch und multidimensional und kann nicht durch ein starres Verhaltensmuster erklärt werden.
Als ein dynamischer Assimilationsprozess grenzt sich die Resilienz von einer generellen, intrinsischen Invulnerabilität (Unverletzlichkeit), oder emotionale Abgeklärtheit und Gefühlskälte deutlich ab. Ein Kind, das beispielsweise in einem resiliente Kompetenz aufweisen, im sozialen Verhalten aber sehr verletzlich sein.
Die Resilienzforschung untersucht die Entstehung und Entwicklung seelische Schutzfaktoren und kann durch ihre Erkenntnisse Kinder, die in psychisch schädliche Situationen geraten sind oder aus Problemfamilien stammen, therapieren und stärken.
Wie charakterisiert man einen resilienten Menschen?
Die gewonnene psychische Stärke bedeutet nicht, dass Probleme ignoriert oder verdrängt werden, es unterstützt vielmehr den Lernprozess und speichert Erfahrungen als seelisches Nachschlagewerk, um in künftigen Problemsituationen angemessen reagieren zu können. Hier zählen auch einfache, alltägliche Stresssituationen und Ärgernisse dazu und das bereichert generelle Bewältigungskompetenzen.
Fähigkeiten und Kompetenzen
- Resiliente Menschen gehen grundsätzlich von Erfolgen aus
- Sie sehen Niederlagen als Chance zur Verbesserung
- Generell haushalten resiliente Personen effektiver mit ihren eigenen Ressourcen
- Sie sind stressresistenter
- Sie verbeißen sich nicht auf Bereiche, die außerhalb ihrer Wirkungs- und Kontrollmöglichkeit liegen
- und müssen nicht auf passive Bewältigungsstrategien aus dem Lehrbuch zurückgreifen.
Faktoren der Resilienz: Bezugspersonen und Lebensumwelt
Die Resilienzforschung erkannte, dass für die Entstehung dieser inneren Charakterzüge auch das Gegenteil von problematischen Familienverhältnissen, sozialen Substandard und risikoreichem Aufwachsen eine grundlegende Basis sein kann.
Eine liebevolle, emotional intelligente Beziehung zu zumindest einer Bezugsperson, die das Selbstvertrauen und den Selbstwert des Kindes stärkt, ihm Mut zuspricht und Respekt beibringt, scheint eine Voraussetzung für die Entwicklung eines resilienten Menschen zu sein.
Durch eine verlässliche Bezugsperson wird es einem Kind ermöglicht, sichere Bindungsmuster kennenzulernen und dieses auch in zukünftige Beziehungsverhalten einfließen zu lassen.
Kinder aus problematischen Familienkonstrukten können somit zu einem resilienten Erwachsenen heranwachsen, wenn sie beispielsweise auch nur eine vertrauensvolle, dem Kind mit Mutzuspruch und Wertschätzung gegenüber tretende Bezugsperson haben, die ihnen auch hilft, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen. Hierbei tragen Familienmitglieder, LehrerInnen, FreundInnen, Bekannte und Nachbarn eine bedeutsame Rolle.
Resilienzfaktoren fördern und unterstützen
Die Vermittlung von Basiskompetenzen wie das Tragen von Verantwortung, Entwicklung von Problemlösungsmöglichkeiten und Strategien zur Vermeidung und Lösung von Konflikten durch konstruktive Kommunikation, Stärkung des Selbstwertgefühls und die Pflege sozialer Kontakte.
Ausdruck und Umgang mit komplexen Gefühlen, Reflexion, sowie das Erlernen von Stressbewältigungsstrategien sind wichtige Faktoren hinsichtlich einer seelischen Stärkung.
Es gibt eigene Coachings, um seine Resilienz zu stärken und vorbeugend gegen ein Burnout zu arbeiten:
Außerdem können auch Bücher und Ratgeber weiterhelfen:
In a nutshell
Resilienz ist eine Summe an Fähigkeiten, die sich in das Verhalten und in Lebensmustern manifestieren und ein seelisch herausgefordertes Kind zu einem kompetenten, psychisch gesunden, leistungsfähigen und zuversichtlichen Erwachsen heranwachsen lassen.
Es handelt sich weder um naiven Positivismus noch um blinde Realitätsverweigerung. Resiliente Personen sehen den Tatsachen ins Auge, anstatt sich selbst ins Unglück zu stürzen und Schmerz, Stress, die Kontrolle zu übergeben.
Ein resilienter Mensch schafft es nicht nur, seine Schäfchen immer wieder rasch ins Trockene zu bringen, sondern etwaige Gewitterwolken gar nicht erst aufkommen zu lassen. Sie überlassen sich nicht ihrem vermeintlichen Schicksal, sondern sehen schwierige Situationen und niederschmetternde Ereignisse als Chance, an diesen zu wachsen und noch stärker, somit resilienter zu werden. Primär suchen sie nach Lösungen und malen nicht gleich den Teufel an die Wand.
Reisilientes Verhalten entsteht sowohl trotz, als auch aufgrund widriger Umstände, wie Armut, Verlusterfahrungen, Gewalt oder elterliche Konflikte und Trennung mit Streit- und Stresseinwirkung, die Resilienz baut sich aufgrund der Herausforderungen, die einem unter diesen negativen Bedingungen begegnen und eine Problemlösung und Bewältigung erfordern.
Resilienz ist die Antwort auf die Frage, wie man in der heutigen Hektik, den ständig wachsenden und sich rasch verändernden Heraus- und Anforderungen eine innere Stärke bewahren und neue Kräfte generieren kann.
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