Öffentl. Verkehrsmittel
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Die Wiener Linien und ihr Verkehrskonzept
Kundenorientierung durch Integration aller Verkehrssysteme
Die Wiener Verkehrsbetriebe und die zuständigen Stadtpolitiker hatten in den 1960er-Jahren erkannt, dass es für die Wettbewerbsfähigkeit des öffentlichen Verkehrs nicht nur neuer Linien, Unterpflasterstraßenbahnen, moderner Fahrzeuge oder Schnellbahnlinien bedarf, sondern auch marktorientierter Preise und Angebote. Der Einheitstarif zwischen Straßenbahn, Stadtbahn und den meisten Autobuslinien wurde eingeführt. Gleichzeitig wurde die neue Schnellbahn durch Gründung der Tarifgemeinschaft mit den Österreichischen Bundesbahnen den anderen öffentlichen Nahverkehrsmitteln gleichgestellt.
Im Jänner 1982 wurde anlässlich einer umfassenden Tarifreform ein neuer Weg eingeschlagen: Durch die günstige Preisgestaltung von Zeitkarten sollten eine
Attraktivitätssteigerung der öffentlichen Verkehrsmittel und eine Zunahme der Fahrgastzahlen erreicht werden. Die Zeitkarten sind nicht nur preisgünstig, sie haben auch den Vorteil, dass die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel einfacher wird. Der Trend zu langfristigen Zeitkarten, insbesondere zu der im Jahre 1982 neu auf den Markt gebrachten Jahreskarte, hält seit der Tarifreform ungebrochen an. Zum Beginn des 21. Jahrhunderts gibt es bereits mehr als 300.000 Jahreskartenkunden. Das bedeutet, dass etwa jeder vierte erwachsene Wiener Besitzer einer Jahreskarte der Wiener Linien ist.
Am 3. Juni 1984 wurde der Verkehrsverbund Ostregion gegründet: Verkehrsträger dieses ersten Verbundes in Österreich sind die Wiener Stadtwerke-Verkehrsbetriebe, die Österreichischen Bundesbahnen und die Wiener Lokalbahnen. Der Verbundbereich umfasst als Kernbereich das gesamte Stadtgebiet von Wien, große Teile Niederösterreichs und einen nördlichen Abschnitt des Burgenlands. Der Verkehrsverbund bietet beinahe 2,5 Millionen Menschen ein öffentliches Verkehrsnetz zu überschaubaren, einheitlichen Tarifen und koordiniert im Sinne der Fahrgäste Linien und Fahrpläne. Ende 1987 gelang es, auch die regionalen Autobuslinien in den Verbund miteinzubeziehen. Die Wiener Linien tragen den bedeutendsten Anteil zu diesem Erfolg bei: Mehr als 90 Prozent der Beförderungsleistung des gesamten Verkehrsverbunds werden von den Wiener Verkehrsbetrieben erbracht.
Der Beitrag der Wiener Linien zum Verkehrskonzept
Die Rolle des öffentlichen Verkehrs als ein Schlüsselfaktor bei der Schaffung einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Stadt wurde in den allgemeinen verkehrspolitischen und verkehrsplanerischen Grundsätzen des neuen Wiener Verkehrskonzepts der Stadt Wien festgeschrieben. Die Förderung des öffentlichen Verkehrs artikuliert sich im politischen Auftrag, den Anteil der Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln gemessen ab 1991 bis 2010 um 20% zu erhöhen. Der Marktanteil an einem durchschnittlichen Wochentag (Montag bis Sonntag) betrug 1991 29% und sollte bis 2010 auf 35% anwachsen. Wenn der Anteil des öffentlichen Verkehrs signifikant gesteigert werden soll, muss die Qualität des öffentlichen Verkehrs verbessert werden. In diesem Sinne wurden umfangreiche Maßnahmen ergriffen. Bevorrangungsprogramme wurden von den Wiener Linien ausgearbeitet und im gesamten Stadtgebiet realisiert. Ein rechnergesteuertes Betriebsleitsystem ging im Sommer 1995 in den Probebetrieb und wird 10 Jahre später im gesamten Oberflächennetz im Einsatz sein. Die Straßenbahnlinien 67, 25 und 71 wurden in neue Stadterweiterungsgebiete verlängert, weitere Verlängerungen und auch neue Linien sind in Planung.
2003 ist der größte Teil der Busflotte auf mit Flüssiggas betriebene Niederflur-Busse mit durchgehend ebenem Wagenboden umgestellt. Im Frühjahr 1995 begann der Probebetrieb einer Niederflur-Straßenbahn mit dem weltweit niedrigsten, durchgehend ebenen Wagenboden von weniger als 20 cm über der Straßenoberfläche. Im Jänner 2003 stehen bereits 100 dieser state-of-the-art-Fahrzeuge den Kunden zu Diensten. Ergänzt werden die Niederflurfahrzeuge durch eine rasch wachsende Zahl von Haltestellenkaps und -inseln. Neue Betriebsformen wie Anrufsammeltaxis und Rufbusse ergänzen das herkömmliche Angebot.
Vor allem aber wird das U-Bahn-Netz kontinuierlich ausgebaut und trägt entscheidend dazu bei, dass jene Ziele des Verkehrskonzepts, die im Einflussbereich der Wiener Linien liegen, bisher tatsächlich verwirklicht werden konnten. Die U6 wurde von Stadtbahn- auf U-Bahn-Betrieb umgebaut und im Süden bis Siebenhirten, im Norden bis Floridsdorf verlängert. Die U3 wird von Ottakring über die - als Einkaufsstraße dank der U3 erneut boomende - Mariahilferstraße mitten durch das Herz der Innenstadt bis nach Simmering in Betrieb genommen. Sie ist schon nach wenigen Jahren die erfolgreichste und beliebteste Linie des gesamten Netzes. Zu Beginn des 21.Jahrhunderts startet schließlich die 3. Ausbauphase mit dem Umbau der U2 zwischen Karlsplatz und Schottenring sowie dem Neubau ab Schottenring über Praterstern, Messe, Praterstadion, Stadlau bis nach Aspern. Die U2 wird - rechtzeitig zur Fussball-EM - 2008 bis zum Praterstadion und in voller Länge 2010 in Betrieb gehen. Die U1 wird ab September 2006 von Kagran bis Leopoldau verlängert geführt.
Marketing als Garant für Markt- und Unternehmenserfolg
Durch die Fixierung auf Infrastrukturmaßnahmen und Angebotsverbesserungen allein könnte jedoch nur ein Teilerfolg bewirkt werden. Deshalb werden auch Marketingmaßnahmen gesetzt, die eine Veränderung des Bewusstseins und der Einstellung gegenüber dem öffentlichen Verkehr fördern. Unter anderem werden große Anstrengungen in den Bereichen Information, Public Relations, Werbung und Kundenbindungsmaßnahmen sowie auch des Kundendienstes gesetzt. Parallel dazu wurde das Engagement in neue innovative Services verstärkt. Allgemein setzt die Marketingstrategie auf konsequente Kundenorientierung, die bestehende Kunden dazu motivieren kann, den Wiener Linien treu zu bleiben oder sie verstärkt zu nutzen, sowie neue Kunden von den Vorteilen der Wiener Linien überzeugen soll.
2002 ist der Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehrsmarkt in Wien (alle Wege der Wiener Bevölkerung) auf bereits 34% angewachsen. Mit 36% aller Wege werden nur geringfügig mehr Wege mit dem motorisierten Individualverkehr als Fahrer oder Mitfahrer erledigt. 30% der Wege werden zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt.
Die Produktivität und Effizienz konnte durch konsequente Sparmaßnahmen und Personalabbau, Umstrukturierungen sowie den Einsatz größerer Fahrzeugeinheiten vorrangig im Straßenbahn- und U-Bahn-Betrieb signifikant gesteigert werden. Von 1990 bis 2000 konnten bei einer Verringerung des Mitarbeiterstandes um fast 3% die angebotenen Sitzplatzkilometer um ein Drittel erhöht werden. So konnten die Fahrgastzahlen um ein Fünftel gesteigert werden. 2002 nutzten über 720 Millionen Fahrgäste die Angebote der Wiener Linien.
Liberalisierung des Nahverkehrsmarktes in der EU
Eine zentrale Vision der Europäischen Union (EU) ist die Idee vom freien Markt mit einem diskriminierungsfreien Wettbewerb innerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes. Diese Vision soll insbesonders auch für einen Wettbewerb um die Vergabe öffentlicher Aufträge gelten. Die Liberalisierungswelle umfasst alle Bereiche öffentlicher Bauaufträge, aber auch Konzessionen und Verwertungsrechte und schließlich auch Dienstleistungen. Für Verkehrsdienstleistungen hat diese Entwicklung im Flugverkehr begonnen, sie setzte sich fort im Schienenfernverkehr und findet nun auch Niederschlag im Personennahverkehr. Im europäischen Nahverkehrsmarkt der Zukunft soll es einen Wettbewerb zwischen den am Markt agierenden Verkehrsunternehmen um die Aufträge der Kommunen - das sind der Bund, die Länder oder die Gemeinden - geben. Die Auswahl des Vertragspartners, der die Verkehrsleistung erbringen soll, würde dann nach bestimmten, von der EU vordefinierten Verfahren, jedenfalls aber nach einer Ausschreibung erfolgen.
Die Ausgliederung der Wiener Stadtwerke
Als veranwortungsbewusstes Unternehmen warten die Wiener Stadtwerke zukünftige Entwicklungen nicht einfach ab, sondern bereiten sich vorsorglich auf die neuen Rahmenbedingungen vor. Den Wiener Stadtwerken musste eine marktadäquate Gesellschaftsform geben werden. Bereits im November 1996 wurde im Wiener Koalitionsübereinkommen zwischen SPÖ und ÖVP die Ausgliederung der Wiener Stadtwerke als Ziel festgeschrieben. Mit dem am 24. Juni 1998 im Wiener Gemeinderat erfolgten Grundsatzbeschluss wurde schließlich die wesentliche Weichenstellung für die Ausgliederung der Wiener Stadtwerke und deren Umwandlung in eine Aktiengesellschaft vorgenommen. Am 11. Juni 1999 wurde die Wiener Stadtwerke Holding AG im Firmenbuch eingetragen, am 12. Juni 1999 auch deren Töchter, die Wienstrom GesmbH, die Wiengas GesmbH, die Wiener Linien GesmbH & CoKG sowie die Beteiligungs-Management GmbH.
Das Unternehmen Wiener Linien bereitet sich offensiv auf den Wettbewerb vor
Ein zukunftsfähiger Vertrag sichert auf der einen Seite der Stadt Wien weiterhin die gewohnten, qualitativ hochwertigen Dienstleistungen und auf der anderen Seite die Existenz des Unternehmens Wiener Linien für die nächsten Jahre. Im November 2001 wurde dieser Vertrag abgeschlossen. In diesem werden die Wiener Linien unter genau festgelegten Bedingungen mit der Erbringung der bisher gewohnten Dienstleistungen bis 2009 beauftrag.
Ohne qualifizierte und motivierte Mitarbeiter ist eine hochwertige und wettbewerbsfähige Dienstleistung undenkbar. Deshalb legen die Wiener Linien besonderen Wert auf die interne Kommunikation sowie auf gute Aus- und Weiterbildung. Das Leistungsangebot wird verstärkt nach qualitativen Standards entsprechend den Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet. Gleichzeitig muss die Leistung möglichst wirtschaftlich und zu wettbewerbsfähigen Preisen erbracht werden. Eine umfassende Organisationsreform sorgt seit 2002 für straffere und effizientere Prozesse und unterstützt so das Kostenbewusstsein. Noch weiter verstärkt wird der Fokus auf Marketing und Kundenorientierung. Durch die Summe aller Maßnahmen entwickeln sich die Wiener Linien konsequent weiter, auf ihrem Weg vom reinen Versorgungsunternehmen zum modernen Dienstleister. Nur so werden die Kunden noch mehr Gefallen an der Dienstleistung finden und sie vermehrt in Anspruch nehmen.
Die Wiener Linien - der Mobilitätsexperte für Wien im 21. Jahrhundert
Oberstes Ziel ist nach wie vor die Steigerung des Marktanteils des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehrsmarkt. Für die Wiener Linien GmbH&CoKG ist gleichzeitig der Erhalt der Marktposition in Wien übergeordnetes Unternehmensziel. So kann sich die Stadt Wien neben einem erfolgreichen Verkehrssystem zu „leistbaren“ Preisen weitere gravierende Vorteile erwarten. Ein einheitlicher Gesamtanbieter bietet höhere Flexibilität und Attraktivität des ÖV-Angebotes. Das Unternehmen Wiener Linien als Gesamtanbieter sorgt für den Erhalt attraktiver Arbeitsplätze in Wien für in Wien lebende Menschen. Die Partnerschaft Stadt Wien und Wiener Linien sichert die konsequente Nutzung des vorhandenen Know-hows zur Sicherung der Dienstleistungsqualität sowie der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Hauptkonkurrenten Automobil. Ausschließlich Wiener Linien garantieren die Gesamtheit dieser Vorteile für Wien durch ihre Lokalkompetenz, durch ihr Know-how über alles, was diese Stadt so einzigartig lebens- und liebenswert macht sowie durch das hohe Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Stadt Wien und ihren BürgerInnen.
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