Die Ballsaison in Wien: Ein Millionengeschäft

Bild von Wilhelm Gause vom Ball der Stadt Wien in 1900, gemalt 1904. Im Bild zu sehen die damalige Stadt-Elite u.a. der damalige Bürgermeister Karl Lueger.
© Wilhelm Gause - Historisches Museum der Stadt Wien | Der Ball der Stadt Wien im Rathaus war während der Kaiserzeit einer der beliebtesten Bälle. Eingefangen in einem Gemälde von Wilhelm Gause in 1904.

Seit 11. November ist es wieder soweit – die "fünfte Jahreszeit" ist angebrochen und damit die traditionsreiche Wiener Ballsaison eröffnet. Bis zum Faschingsdienstag und darüber hinaus wird in festlichen Roben allerorts das Tanzbein geschwungen.

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Traditionsreiches Gesellschaftsereignis in Wien seit 1814

Wer an Wien denkt, denkt unweigerlich an Bälle und vor allem an den Opernball. Als bekanntestes Aushängeschild der traditionsreichen Wiener Ballgeschichte ist er auch einer der ältesten. Seine Entstehung geht zurück in die Zeit des Wiener Kongresses von 1814/15, erstmals veranstaltet von Künstlern der Hofoper.

Am heutigen Standort fand er erstmals als Hofopern-Soirée 1877 statt. Nach dem Ende der Donaumonarchie wurde er als Opernredoute in den 1920ern abgehalten. Der erste als solcher betitelte "Opernball" wurde nach der Weltwirtschaftskrise 1935 und nach einer weiteren Unterbrechung durch den 2. Weltkrieg nach dessen Ende in der Wiener Staatsoper veranstaltet.

Auch der typische Ablauf der Wiener Bälle mit Eröffnung, Mitternachtseinlage, Damenspenden und Kleidervorschriften hat eine lange Tradition, die bis in die Kaiserzeit zurückreicht.

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Ranking der beliebtesten Wiener Bälle

Im Laufe der Geschichte ist die Bandbreite der Bälle sehr vielfältig geworden. Das spiegelt sich auch im Ranking der beliebtesten wider: Laut einer Umfrage rangiert der traditionsreiche Opernball an erster Stelle, aber auch der Zuckerbäckerball, der Philharmonikerball, der Jägerball, der Kaffeesiederball und der Juristenball zählen zu den beliebtesten Bällen in Wien.

Tanz- und Modetrends der Ballsaison

Auch Tanzschulen sind vor und während der Ballsaison gut ausgelastet. Crash- und eigene Ball-Vorbereitungskurse wie Walzer-Tanzkurse helfen übungswilligen Ballbesuchern, ihr Tanzkönnen aufzufrischen. Die Tänze, welche man können sollte, sind natürlich der Wiener Walzer, Foxtrott und Boogie.

In puncto Ballfrisuren herrscht haarige Vielfalt. Langes Haar kann traditionell als Hochsteckfrisur oder als Dutt im Nacken getragen werden. Elegante Hochsteckfrisuren haben Hochsaison, Flechtelemente sollen dem Styling den ultimativen Glamour-Look verleihen. 

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Extravagante Stoffe und fließende Schnitte, rückenfrei versus Korsage, opulent und luxuriös – so lassen sich die Trends bei der Ballmode zusammenfassen. Die Silhouetten sind klassisch, aber mit modernen Akzenten wie klaren Linien und raffinierten Cut-Outs gestaltet. Farblich dominieren das klassische Schwarz, Royalblau und Smaragdgrün, neben dezenten Rosa- und Lilatöne sowie Mauve. Highheels runden die Abendgarderobe ab, wobei hier dem "tanzbaren" Schuh der Vorzug geben werden sollte.

Ballveranstaltungen boomen: Branchen profitieren

Bälle sind aber nicht nur Bestandteil des kulturellen Lebens. Laut einer Studie der KMU-Forschung Austria haben sie auch eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung: Der Andrang an Ballbesuchern ist ungebrochen. So werden Saison für Saison mehr als 500.000 Ballgäste erwartet. Auch der Anteil junger Menschen auf Ballveranstaltungen steigt jährlich. 

Den Großteil der Besucher machen Wiener aus, der Rest entfällt auf die übrigen Bundesländer, sowie insbesondere auf internationale Gäste. Rund ein Viertel der Besucher der großen Wiener Bälle reisen aus dem Ausland an, vor allem natürlich aus europäischen Ländern, aber auch viele Gäste aus den USA und Japan.

Die Wiener Ballveranstaltungen haben ein Stammklientel, rund 45 % der Besucher zählen einen oder mehrere Bälle zu ihren fixen Programmpunkten in der Saison. Durchschnittlich geben Ballbesucher pro Kopf 365 Euro aus, internationale Besucher liegen ein wenig über dem Durchschnitt, Wiener Ballgäste etwas darunter.

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In Summe werden damit etwa 190 Millionen Euro durch die Wiener Bälle umgesetzt. Für diverse Branchen bringt die Ballsaison ein gutes Zusatzgeschäft in einer sonst eher umsatzschwachen Phase. So profitieren Schneider, Friseure, Floristen, Taxiunternehmen, Gastronomen und Tanzschulen davon.

Schon im Vorfeld eines Ballabends werden für Garderobe, Schuhe, Accessoires, Friseur und auch Tanzkurse im Schnitt 160 Euro ausgegeben. Der Aufwand für Ballkarten, Speisen und Getränke am Ball beläuft sich auf rund 225 Euro. 40 Euro werden dann noch in ein Abendessen und in die Taxifahrt zum Ball investiert.

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