Single sein hat zwei Seiten

Zwei Paar Beine, die einander gegenüberstehen
© Oliver Haja / pixelio.de |

Single sein in unserer Gesellschaft hat schöne, aber auch traurige Seiten. Befindet man sich in seiner Lebensmitte fängt einem als Single etwas zu fehlen an.

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Single

Zeit, für einen Eintrag in mein Tagebuch ...

Es gibt scheinbar immer mehr davon. In der Gesellschaft auffallen tun sie erst dann, wenn man sich in seiner quasi Lebensmitte befindet. Wenn ein junger Mensch Single ist, fällt es nicht auf. Ist er halt alleine und auf der Suche oder auch nicht. Es nicht ungewöhnlich. Jemand um die Vierzig fällt auf. Man fragt sich, warum er oder sie alleine ist. „Es muss Gründe haben", munkeln die anderen, die in festen Beziehungen leben. Hat es wahrscheinlich auch. Da gibt es handfeste, greifbare Gründe, wie eine Scheidung, weil der Mann oder die Frau einen anderen Partner gefunden haben. Oft trifft es denjenigen über Nacht und er kann es kaum glauben, dass nun alles vorbei ist. Dann gibt es die nebulosen Gründe. Alles und jedes wird heutzutage analysiert, therapiert, zu Tode ausgesprochen und beleuchtet. Man kommt drauf - welch Überraschung! - dass man einen ordentlichen Rucksack - impliziert natürlich aus der Kindheit, woher sonst - hat und deshalb falsch oder gar nicht handelt.

Bald werden die wirklich Reichen nicht mehr nur die Augenchirurgen, Stargynäkologen und Schönheitschirurgen sein, bald werden ihnen die Therapeuten den Rang ablaufen. Zwei Therapiestunden um wohlfeile 300 Euro, oder doch ein Paar Winterstiefel? Mit den Stiefeln gehen sie, wenn sie von guter Qualität sind - und das sollten sie, bei dem Preis - vielleicht zwei Saisonen, Therapiestunden werden sie noch viele brauchen, bis sie völlig austherapiert sind. Vielleicht kommt noch der Partner dazu, der sie nach 20 Beziehungsjahren zuwenig in den Arm nimmt und das Partner-Therapie-Ehepaar kann sich endlich den Urlaub auf den Seychellen gönnen.

Aber es gibt auch die Langzeit-Singles. Die, die sich in ihrer Hochblüte nicht binden wollten, wären jetzt bereit und es lässt und lässt sich kein passendes Puzzleteil finden. Teufel aber auch. Reue? Ich weiß nicht. Sind die glücklichen Singles wirklich glücklich? Nicht immer, habe ich mir erzählen lassen. Am Sonntag holt es einen doch manchmal ein. Der Gedanke daran, machen zu können, was man will, ohne Rücksichtnahme auf irgendjemanden, hat was.

Ein Haus weiter wohnt eine Frau, in den Mitfünfzigern, die seit vier Jahren Single ist. Ihr Mann hat sie ein paar Jahre betrogen, sie ist draufgekommen und sie wollte so nicht mehr mit ihm, mit dem sie zwei erwachsene Töchter hat, weiterleben. Es waren sicher zwei schwierige Trennungsjahre, große Umgewöhnung und Anpassungsschwierigkeiten an den neuen Singlestatus. Doch jetzt ist sie wie das blühende Leben selbst. Sie strahlt und ist wieder glücklich. Sie hat einen Freund, den sie allerdings nur ungefähr drei Mal die Woche trifft, die restlichen vier Tage gestaltet sie nach ihren Vorstellungen. Wäsche wäscht sie nur für sich. Hemden bügelt sie keine mehr. Zukünftig auch nicht.

R. ein männlicher Langzeit-Single hat immer wieder Bekanntschaften, lebt aber nie mit einem Weibchen zusammen. Seine extreme Ordnungsliebe und seine Eigenheiten werden ihn wohl daran hindern. Er sucht sich immer sehr komplizierte Frauen aus, mit denen es sowieso nicht möglich ist zusammenzuziehen. Entweder stecken die Frauen in Beziehungen, oder haben komplizierte Kinder, mit denen ein Zusammenleben sowieso nicht machbar wäre. Eines haben all seine Freundinnen gemeinsam. Alle machen während der Beziehung, oder nach der Beziehung mit R. eine Therapie. Fix zusammengekommen ist mit ihm bisher noch niemand. Sind wahrscheinlich alle noch nicht austherapiert oder haben durch die Therapie neue Probleme dazubekommen.

K. ist ein Parship-Freak und hat sich schon mindestens drei Beziehungen schön geredet. Man lernt sich virtuell kennen und das, was dann in der Realität nicht passt, wird weggevögelt oder einfach nur verdrängt. Zugegebener Maßen hat das schon seine Vorteile. Es wird vieles Inkompatibles ausgesiebt und ist sicher in Zeiten wie diesen, ein zeitsparendes, effizientes, modernes Modell der Partnersuche. Trotzdem glaube ich, sollte man sich anschauen und eine Anziehung mit all seinen Sinnen spüren. Dann sollte man sich zusammensetzen, plaudern und sich klassisch kennenlernen. Also, Augen auf, Kopf hoch - seid wachsam, in der U-Bahn, am Arbeitsweg, an der Tankstelle, beim Sport, bei der roten Ampel, im Supermarkt, im Aufzug und am Arbeitsplatz. Go for it!

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