Musik
Poetry Slam-Star und Autor Elias Hirschl im Interview
Elias Hirschl war auch Gast bei der Wiener Buchmesse Buch Wien 2017
Elias Hirschl (Jahrgang 1994) ist eine fixe Größe der deutschsprachigen Poetry Slam-Szene, Musiker und seit 2015 sein erstes Buch Der einzige Dorfbewohner mit Telefonanschluss erschienen ist, auch Romanautor. Mit seinem neusten Werk Hundert schwarze Nähmaschinen, sowie neuen Slam-Texten im Gepäck ist er 2017 auch bei der Buch Wien. Mit stadt-wien.at sprach der Wiener über sein Schaffen.
stadt-wien.at: Du machst bei der Buch Wien ja beim Poetry Slam mit und hältst eine Lesung. Gibt es für dich persönlich bei der Buch Wien Veranstalungen die du unbedingt besuchen willst?
Elias Hirschl: Leider bin ich über das Programm nicht so informiert, da ich im Moment einen recht dichten Terminkalender habe. Demnächst habe ich einen Auftritt in Basel und einen in Berlin.
stadt-wien.at: In Berlin warst du ja erst vor ein paar Tagen, was heißt, dass du recht viel herumreisen musst. Zerrt das auf längere Hinsicht nicht sehr an den Kräften?
Elias Hirschl: Natürlich gibt es manchmal Momente, wo man gestresst ist, aber im großen und ganzen habe ich viel Spaß dabei. Was ich an Lesungen und Poetry Slams ungemein schätze ist, dass man direkt Feedback und Rückmeldung vom Publikum erhält, während man bei der bloßen Schriftstellertätigkeit oft Monate auf die Antwort vom Verlag warten muss.
stadt-wien.at: Du bist ja international unterwegs, sowohl in Österreich, als auch in Deutschland und der Schweiz. Gibt es da in bezug auf das Publikum auch Unterschiede, also wie die Leute auf deine Auftritte reagieren?
Elias Hirschl: Absolut, also was mir aufgefallen ist, ist, dass je weiter man in den Norden kommt, desto mehr gleicht das Publikum eigentlich dem österreichischen. Soll heißen, dass die Leute in Norddeutschland und Skandinavien eher einen schwarzen Humor haben, der ähnlich ist wie der österreichische, wohingegen es sich z.B. in Oberbayern wieder anders verhält. Die Schweizer sind wieder ein anderes Kapitel, die haben einen eigenen Humor, den ich bis heute nicht ganz durchschaut habe.
stadt-wien.at: Deine Texte zeichnen sich ja insbesondere durch die literarischen Anspielungen zu anderen Autoren und Werken aus. Welche Autoren und Texte liest du gerne?
Elias Hirschl: Früher habe ich z.B. gerne Bücher von Terry Pratchett und Brett Easton Ellis gelesen. Mein absoluter Favorit ist jedoch David Foster Wallace. Von dem habe ich mittlerweile alles gelesen und bin jetzt dabei, die Bücher von jenen Autoren zu lesen, auf die sich Wallace selbst bezieht.
stadt-wien.at: Dein vorletzter Roman "Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles was sie mir mitgebracht haben ist dieses lausige T-Shirt" handelt ja vom Zeitreisen. In welche Zeit würdest du gerne reisen und wen würdest du da am liebsten treffen?
Elias Hirschl: Wenn ich durch die Zeit reisen würde, dann nur in die Vergangenheit und nicht in die Zukunft. Und dann am liebsten in die Zeit, wo David Foster Wallace noch lebt, denn der ist ausgerechnet gestorben, kurz bevor ich begonnen habe, mich mit seinem Werk zu beschäftigen. Thomas Bernhard zu treffen wäre allerdings ebenfalls interessant. Auch wenn der angeblich ein ziemlicher Ungustl gewesen sein soll.
Der Roman: Elias Hirschl, Hundert schwarze Nähmaschinen. Erschinen bei jung und Jung, 324 Seiten, gebunden.
Der Zivi tritt seinen Zivildienst in einer WG für psychisch Kranke an. Dort ist es seine Aufgabe, etwas Normalität in das Leben der Klienten zu bringen, deren Dasein fernab jener Normalität verläuft, wie den paranoiden Herrn Mölzer oder den wahnsinnig genialen Herrn Gruber. Zwischen WG-Wahnsinn und seiner zunehmend kriselnden Beziehung versucht der 18-jährige seinen Platz im Leben zu finden und wird dabei mit seinem eigenen Wahnsinn konfrontiert.
stadt-wien.at: Der Roman wurde von deiner eigenen Zeit im Zivildienst inspiriert; wie viel davon hast du letztendlich in der Geschichte verarbeitet?
Elias Hirschl: Tatsächlich sind einige Dinge, die im Roman vorkommen in ähnlicher Weise während meines Zivildienstes so passiert, insbesondere was das Leben des Zivildieners anbelangt. Auch ich habe in einer WG für psychisch Kranke gearbeitet. Es ist ja auch so, dass ich schon bevor ich den Roman selbst geschrieben habe, schon Kurzgeschichten verfasst habe, die sich auf die Zeit damals beziehen. Allerdings ist vieles davon natürlich überzeichnet dargestellt.
stadt-wien.at: Auffällig am Roman ist, dass psychische Krankheiten ungewohnt ungeschönt und oftmals verstörend geschildert werden. Wie geht man mit einer derartigen Situation um, wenn man als junger Zivildiener erstmals mit so etwas konfrontiert wird?
Elias Hirschl: Die Darstellung ist oft sehr drastisch und oft auch übertrieben, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass man einen eigenen Humor entwickelt, um mit den Dingen dort umzugehen und es auszuhalten. Ich war ja 18 als ich den Zivildienst angetreten bin und wurde direkt ins Geschehen geworfen, ohne dass ich vorher darauf vorbereitet oder richtig eingeführt wurde. Die Arbeit dort hatte schon negatibe Auswirkungen, so war ich etwa sehr oft krank
stadt-wien.at: Im Roman kehrt ein Motiv wieder, das in fiktionalen Texten, die in psychiatrischen Anstalten verortet sind sehr beliebt ist: Die Grenze zwischen geistiger Gesundheit und Krankheit ist sehr verschwommen und auch das Personal scheint ein bisschen verrückt zu sein. Wie stehst du zu dem Thema, ist dieses Phänomen auch im realen Leben zu beobachten?
Elias Hirschl: Ein großer Teil der Geschichte erfolgt aus der Perspektive des Zivis. Ich würde nicht sagen, dass er jetzt unbedingt einen psychischen Knacks hat, aber wie gesagt, einerseits ist die Darstellung bewusst überzeichnet und andererseits steigert sich der Zivi einfach enorm in alles rein was ja unter anderem dazu führt, dass er einen Nervenzusammenbruch erleidet.
stadt-wien.at: Lieber Elias, danke für das Interview und viel Erfolg noch bei deinen Auftritten auf der Buch Wien!
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