Gesundheit
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Urologische Erkrankungen
Prostatavergrößerung (gutartig)
Benigne Prostatahyperplasie (=BPH)
Die Prostata auf deutsch „Vorsteherdrüse“ gehört zu den Geschlechtsorganen des Mannes und liegt zwischen der Harnblase und der Harnröhre, direkt neben dem Rektum (End- oder Mastdarm). Auf Grund dieser anatomischen Lage kann sie vom After aus gut getastet werden.
Die Prostata produziert einen grossen Teil der männlichen Samenflüssigkeit. Der Hoden produziert die Samenzellen, welche dann im Nebenhoden „gelagert“ werden. Bei der Ejakulation (=Samenerguss) wird der Samen mit dem Prostatasekret vermengt. Dies ist wichtig, da darin Nährstoffe enthalten sind, die benötigt werden um das Ei im weiblichen Organismus befruchten zu können.
Was ist die gutartige Vergrößerung der Prostata:
Ab der 4. Lebensdekade wächst die Prostata unter dem Einfluss der männlichen Geschlechtshormone, wobei vor allem der innere Teil der Drüse wächst. Dieses Wachstum ist der Grund für die sogenannte benigne Prostatahypertrophie (BPH) oder Prostataadenom, einem Krankheitsbild welches bei 90% der über 50-jährigen Männer vorkommt, wobei nicht jeder BPH-Träger auch ein BPH-Kranker ist. Von den über 70-jährigen Männern klagen nur etwa 40% über Probleme beim Wasserlassen. Die Benigne Prostatahyperplasie ist eine gutartige Wucherung des Binde- und Stützgewebes der Prostata. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für eine Blasenentleerungsstörung beim Mann.
Die Ursachen (Ätiologie) sind noch weitgehend unbekannt. Man vermutet eine Anhäufung bestimmter Hormone in der Prostata und eine relative Vermehrung der Östrogene im Körper. Weiters werden Nahrungsfaktoren (vermehrter Fleisch- und Fettkonsum), Obstipation und Bewegungsarmut als fördernde Umstände diskutiert.
Symptome:
Bei einer Vergrößerung der Prostata wird der Blasenausgang behindert und die Harnröhre zunehmend eingeengt (= Obstruktion), was zu Problemen beim Wasserlassen führt. Der Harnstrahl wird schwächer. Die Miktionszeit (=Zeitraum des Urinierens) wird länger. Die Blase kann nicht mehr vollständig entleert werden, es bildet sich ein „Restharn“. Häufiges und auch nächtliches Harnlassen sind weitere Symptome. Zunehmender Restharn erschöpft die Kompensationsfähigkeit der Blasenmuskulatur und führt zur sogenannten „Überlaufblase“ (=ständiger unwillkürlicher Harnabgang bei maximal gefüllter Blase), d.h. der Patient ist inkontinent. In dieser Situation kann es auch zur Bildung von Blasensteinen kommen. Hohe Restharnmengen können auch die Ursache für wiederkehrende Infektionen des Harntraktes sein, da Urin ein guter Nährboden für Bakterien ist. Im fortgeschrittenen Stadium kann es auch zu einem Harnaufstau bis in die Nieren mit daraus resultierender Nierenschädigung kommen. Ein völliger Verschluss der Harnröhre, die so genannte Harnverhaltung, ist ein Notfall, der sofort behandelt werden muss.
Die meisten dieser Symptome können auch bei einer Entzündung der Prostata (Prostatitis) auftreten. Diese muss also ausgeschlossen werden.
Diagnose
Auf Grund der anatomischen Lage lässt sich die Prostata gut mit dem Finger vom Rektum aus tasten. Diese Untersuchung wird als rektale Palpation bezeichnet. Mittels Ultraschall lässt sich ihre Größe und in gewissem Umfang auch ihre Struktur bestimmen. Ein weiterer Punkt bei der Untersuchung mit Ultraschall ist die Bestimmung des Restharns nach vorheriger Entleerung der Blase; er liegt beim Gesunden nicht über 20-30 ml. Der Restharn ist übrigens ein Symptom, welches vom Patienten selbst oft nicht erkannt wird, da dieser sich nur langsam entwickelt.
Eine wichtige und sehr einfach durchzuführende Untersuchung bzw. Feststellung einer Urin- Abflussbehinderung (= Obstruktion), ist eine Messung, die als Uroflowmetrie bezeichnet wird. Dabei uriniert der Patient in einen über der Toilette angebrachten Trichter, in dem sich eine kleine Messvorrichtung befindet. Mit Hilfe der dabei gewonnenen Messwerte welche als Kurve (Flowkurve) aufgezeichnet werden, lässt sich u.a. das maximale Volumen pro Zeiteinheit bestimmen. Dabei gilt ein maximaler Flow von mehr als 15 ml pro Sekunde als akzeptabel, von weniger als 15 ml als Zeichen einer Obstruktion. Aus dem Kurvenverlauf sind auch noch weitere Rückschlüsse möglich.
Der Harnbefund ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil der urologischen Untersuchung und dient u.a. auch zum Ausschluss einer Entzündung.
Die Schwere der Symptome kann anhand eines Fragebogens als IPSS ("International Prostate Symptom Score Index") ermittelt werden und wird in 3 Kategorien eingeteilt: mild, mäßig und schwer.
Therapie
Bei einem entzündlichen Prozess werden in der Regel Antibiotika gegeben.
Für eine sinnvolle und erfolgreiche Therapie des gutartigen Prostataadenoms stehen eine Reihe verschiedener medikamentöser und operativer Möglichkeiten zur Verfügung. Jede Methode besitzt bestimmte Vorteile und ist für bestimmte Ausprägungen des Adenoms wie z.B. Größe aber auch Grad der Beschwerden jeweils besonders geeignet.
Orale Medikamente:
Für die Einnahme von Tabletten kommen mehrere Gruppen von Medikamenten in Frage:
Phytotherapeutika (pflanzliche Mittel) können in ihrer Wirksamkeit zur Behandlung der BHP nicht immer einheitlich beurteilt werden, weil die Inhaltsstoffe, Zusammensetzung und Herstellungsverfahren von einander abweichen. Nachgewiesen ist die Wirkung von einigen Pflanzenstoffen mit antiandrogenen, entzündungshemmenden und abschwellenden Effekten. Die aus Pflanzen extrahierten Wirkstoffe sind meist apotheken-, aber nicht verschreibungspflichtig. Die beliebtesten Mittel sind Extrakte der Sägepalme (Serenoa repens), der Pflanze Pygeum africanum (afrikanischer Zwetschgenbaum) und Beta-Sitosterol. Unter Einnahme von Phytotherapeutika sind innerhalb gewisser Grenzen subjektive und objektive Symptomverbesserungen zu erwarten.
Chemisch-synthetische Arzneistoffe sind seit den 1990-er Jahren entwickelt worden. Die verschriebenen Medikamente müssen gewöhnlich eine Zeit lang täglich eingenommen werden – dabei kann es sich um einen Zeitraum von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren handeln –, um die Besserung der Symptome stabil zu halten. Die orale medikamentöse Therapie führt bei 70 bis 80% der Patienten zur Besserung der Symptome, die Verengung der Harnröhre wird dabei nicht beeinflusst.
- alpha-adrenerge Blocker (Tamsulosin, Alfuzosin und Terazosin) Ein Teil der Prostata ist aus glatter Muskulatur aufgebaut, die von alpha-adrenergen Rezeptoren (Nerven) gesteuert wird. Alpha-Blocker können das Wasserlassen erleichtern, indem sie dieses glatte Muskelgewebe entspannen.
- 5-alpha-Reductase-Hemmer (Finasterid, Dutasterid) Diese Substanz führt zur Schrumpfung der Prostata, indem sie die Wirkung der Hormone hemmt, die das Wachstum der Prostata stimulieren. Diese Substanzen hemmen die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron und führen innerhalb von 6 Monaten gewöhnlich zu einer Verkleinerung der Prostata um 20 bis 25%. Die Symptome werden dadurch nicht sofort verbessert, sondern meist erst nach 4 bis 6 Monaten.
- Durch den unterschiedlichen Wirkmechanismus bedingt, kann auch eine Kombination dieser beiden zuvor genannten Substanzenklassen eingesetzt werden.
Interventionelle Therapiemöglichkeiten und Operationen:
An interventionellen Therapieverfahren stehen vor allem die so genannten Thermotherapien zur Verfügung. Im Wesentlichen beruhen diese Verfahren darauf, dass durch den Mastdarm oder die Harnröhre Sonden eingeführt werden, die unter Verwendung verschiedenster Energieformen das Gewebe auf 42 bis 80°C erhitzen. Dadurch stirbt Gewebe ab, es entsteht eine sogenannte Nekrose. Die die Harnröhre einengenden Gewebsteile werden damit beseitigt und die Behinderung des Harnflusses fällt weg. Wesentliche Vorteile der Thermoverfahren sind die ambulante Durchführbarkeit, da keine Vollnarkose für diese Eingriffe erforderlich ist. Durch die gleichzeitig stattfindende Verschorfung (Koagulation) der Gefäße kommt es auch zu keiner Blutung. Die Erfolgsraten dieser Verfahren ist aber begrenzt, in bis zu 50% der Fälle eine Wiederholung des Eingriffes nötig ist.
An operativen Verfahren steht die sogenannte transurethrale Resektion der Prostata (TUR/P), die offene Prostataoperation, welche heute nur mehr in Ausnahmefällen durchgeführt wird und neuerdings auch Lasermethoden zur Verfügung. Die bei weitem am Häufigsten durchgeführte Operationsmethode ist die TUR/P, welche im Volksmund auch als „Abhobelung“ der Prostata bezeichnet wird. Dabei wird ein Gerät über die Harnröhre bis zur Prostata vorgeschoben und dann mittels einer elektrischen Schlinge die Drüse chipartig verkleinert. Die einzelnen Gewebsteile werden dann abgesaugt und zur feingeweblichen (= histologischen) Untersuchung eingesandt. Nach der Operation erhält der Patient einen so genannten Rundspülkatheder, welcher am 2. bis 3. Tag entfernt wird.
Universitätsprofessor DDR. Christian Kratzik
Facharzt für Urologie
Privat. BVA. KFA
Tel.: 01 877 75 490
E-Mail: christian.kratzik(at)gmx.at
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