Gesundheit
Modische orthopädische Schuhe & mit Hi-Tech Schuheinlagen zur Laufbestzeit
stadt-WIEN.at: Herr Ochensberger, bei Ihnen kann sich der Kunde seinen Schuh aus vielen Materialien und Farben aussuchen. Wie sieht das im Detail aus?
Ochensberger: Grundsätzlich gibt es bei uns einen Modellkatalog, in dem man Vorschläge sieht. Die Modelle kann man natürlich ändern – beispielsweise kann der Kunde Klett- statt Schnürverschlüsse wählen. Es gibt einen eigenen Lederkatalog, in dem wir Farben und Materialien präsentieren. Darüber hinaus kann der Kunde individuelle Wünsche einbringen, etwa indem er ein Bild seines Lieblingsschuhes mitbringt oder im Internet eines findet. Was möglich ist, das bauen wir auch nach – damit der Kunde wirklich zufrieden ist.
stadt-WIEN.at: Sie sagen, dass ihr Unternehmen im technologischen Bereich modern ausgerüstet ist. Was meinen Sie damit?
Ochensberger: Damit meine ich den Digitalscan. Das ist eine statische Messung über den Computer, die uns ermöglicht, Hautsituation und Fehlbelastungen am Fuß zu erkennen. Weiters machen wir eine Computer-Ganganalyse, bei der mit elektronischen Einlagen mit 960 Sensoren gemessen wird. Dabei erkennt man in der Dynamik die Schrittabwicklung, die Sohlenspannung des Schuhs, die Kompression im Zehen- und Ballenbereich und die Absatzhöhe. Außerdem fertigen wir Aktivdynamikeinlagen, die über Vakuumtechnik direkt am Fuß des Patienten angepasst werden.
stadt-WIEN.at: Sie kooperieren auch mit Fachärzten. Sehen Sie das als Ausdruck Ihrer fachlichen Qualität?
Ochensberger: Die fachliche Qualität liegt nicht nur bei mir, sondern beim gesamten Team. Die Hierarchie in unserer Firma ist flach. Wir sind alle gleichwertig, denn nur so können wir gemeinsam stark sein. Unser Bekanntheitsgrad bei den Ärzten ist durch Klinik- und Ambulanzbesuche entstanden. Dabei konnten wir unsere Qualität präsentieren. Innerhalb der Ärzteschaft werden wir durch Mundpropaganda immer wieder weiterempfohlen.
stadt-WIEN.at: Sie arbeiten auch an wissenschaftlichen Projekten im Ludwig-Boltzmann-Institut mit. Wie wirken sich diese Erfahrungen auf die Praxis aus?
Ochensberger: Bei der Studie ging es darum, wie lange ein Diabetiker pro Tag Schuhe trägt. Unsere Aufgabe war es, einen wasserdichten Chip in der Sohle zu verankern, damit er Messungen liefert: wie sieht die Belastungsfläche, die Sohlenabnützung aus, et cetera. Daraus haben wir als Handwerker viel gelernt, zum Beispiel für die Beratung betagterer Personen. Da muss man nicht unbedingt einen Straßenschuh machen. Denn wir haben gesehen, dass der Kunde pro Tag eine Stunde einkaufen geht, dafür aber zehn Stunden daheim ist. Dann ist es günstiger, den orthopädischen Maßschuh als Hausschuh anzufertigen, mit dem der Kunde auch draußen gehen kann – denn die Qualität ist die gleiche.
stadt-WIEN.at: Wo liegen im Diabetes-Bereich Ihre Stärken?
Ochensberger: Es geht vor allem um die Entlastung der Ulcera – das sind die offenen Geschwüre beim diabetischen Fuß, meist hervorgerufen durch Polyneuropathie und Angiopathie. Unsere Aufgabe ist es, den Fuß zu korrigieren und so zu entlasten, dass die Durchblutung gefördert und der Druck gemindert wird, damit die Wunde durch weniger Druck schneller abheilen kann. Mehr Infos zu Diabetikerschuhen
stadt-WIEN.at: Wie ist das Feedback von den Trägern?
Ochensberger: Sehr gut. Fairerweise muss man aber dazusagen, dass manche Patienten das nicht beurteilen können, weil sie aufgrund der Polyneuropathie das Gefühl nicht haben. Man sieht aber, wenn der Kunde stationär im Krankenhaus in Behandlung ist, dass sich die Wunde verkleinert oder der Fibrinbelag der Wunde schöner wird, weil der Druck nicht mehr da ist.
stadt-WIEN.at: Sie führen auch im Krankenhaus Anpassungen durch. Wie läuft das ab?
Ochensberger: Es gibt Krankenhäuser und Ambulanzen, in denen wir Fixtermine haben. In andere kommen wir auf Abruf: Dann besprechen wir die Situation des Patienten vor Ort mit Arzt, Krankenschwester, Wundmanager oder Physiotherapeuten und nehmen Maß. Beim nächsten Probetermin ist die Ärzteschaft wieder dabei, damit wir zu einem guten Ergebnis kommen.
stadt-WIEN.at: Thema Sport- und Laufschuhe: Wo liegen hier die Schwerpunkte?
Ochensberger: Wir befassen uns seit acht Jahren intensiv mit dem Sport, sind auch beim Vienna City Marathon vor Ort. Im Sport gibt es verschiedene Themen, etwa den Bereich Leistungssteigerung: Hier geht es nicht um Beschwerden, sondern um das Verbessern der Lauftechnik.
Ãœbrigens: Auch bei anderen Laufwettbewerben, wie beim Orientierungslauf kommt es auf das richtige Schuhwerk an!
stadt-WIEN.at: Sie machen die Läufer schneller?
Ochensberger: Im Endeffekt wird er schneller. Der Fuß ermüdet nicht so rasch und das Absinken wird verhindert. Läufern, die durch Supination und Pronation Beschwerden haben, können wir mit Aktivdynamikeinlagen für den Laufschuh helfen. Diese werden direkt am Fuß des Kunden angepasst, weil man dazu die Fußmuskulatur braucht.
stadt-WIEN.at: Wie funktioniert die Anpassung?
Ochensberger: Mit Vakuumkissen, auf die der Kunde darauf steigt und in der Fehlposition einsinkt. In dem Kissen korrigieren wir den Fuß durch Torsion, Anspannung der Plantarfaszie et cetera. Dann richten wir den Fuß in der Lotlinie Sprunggelenk-Knie-Hüfte aus. Dadurch entsteht ein Negativ-Fußbett. Die Materialien werden dann erhitzt, direkt an den Fuß angepasst und anschließend in den Schuh eingepasst.
stadt-WIEN.at: Können Sie anderen Sportlern auch helfen?
Ochensberger: Wir haben das Thema Aktivdynamikeinlagen um den Schwerpunkt Radsport erweitert. Hier verwenden wir die eine Schuheinlage aus Karbon, extra leicht – zwischen 11 und 20 Gramm das Stück. Diese Einlage bewirkt bei höherer Belastung wie etwa beim Bergfahren, dass bei höherer Trittfrequenz das Längsgewölbe nicht absinken kann und es dadurch zu weniger Ermüdung im Waden- und Oberschenkelbereich kommt.
Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin alles Gute und viel Erfolg!
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