Joker: Zwischen Verzweiflung und Wahnsinn

Joaquin Phoenix als Joker
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Er gehört zu den Ikonen der Popkultur: Der Joker ist eine der beliebtesten Comicfiguren der Geschichte. Die neue Verfilmung mit Joaquin Phoenix versucht jetzt, die Geschichte des Jokers nachzuzeichnen und zeigt, wie aus einem Möchtegern-Künstler ein Psychopath wurde. Aber kann der Film mit seinen legendären Vorgängern mithalten?

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Joker Kritik

Kaum ein Film hat in den vergangenen Wochen so polarisiert wie der neue „Joker“. Grandios, sagen die einen und belohnen ihn mit einem Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig. Viel zu brutal, argumentieren jedoch die anderen und eine dritte Gruppe kann sich nach Heath Ledger keinen würdigen Joker-Nachfolger vorstellen. 

Klar ist, dass diese Verfilmung des Joker sich von früheren stark unterscheidet. Denn in „Joker“ zeigt Regisseur Todd Phillips, wie aus dem Teilzeit-Clown und Möchtegern-Comedian Arthur Fleck der Batman-Erzfeind wird.

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Fleck wird dabei als schräger Einzelgänger portraitiert, der von der Gesellschaft benachteiligt wird. Aufgewachsen ohne Vater wohnt er immer noch bei seiner Mutter und ist in psychologischer Behandlung. Seinem tristen Alltag entflieht er in Tagträume über eine große Karriere als Stand-up-Comedian. Getrieben vom Wahnsinn reicht ihm diese parallele Fantasiewelt irgendwann jedoch nicht mehr aus und aus dem unscheinbaren Arthur Fleck wird ein Massenmörder.

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Ein Oscar für Joaquin Phoenix?

Die dadurch entstehende Charakterstudie ist herausragend. Das ist vor allem der Darstellung von Joaquin Phoenix zu verdanken. Er verkörpert Arthur Fleck als tickende Zeitbombe, zeigt seinen Wahnsinn und seine Unberechenbarkeit aber auch seine Verzweiflung und Frustration authentisch und auf den Punkt gebracht. Schon jetzt bezeichnen ihn deshalb viele als einen der Oscar-Favoriten 2020, verdient hätte er die Auszeichnung für diese Leistung auf jeden Fall. Denn ob der Film mit einem anderen Schauspieler in der Hauptrolle so gut funktioniert hätte, ist fragwürdig.

Aber auch in puncto Drehbuch, Kameraführung und Atmosphäre gehört der Joker zu einem der besten Filme, die in Verbindung mit dem DC-Universum in den vergangenen Jahren veröffentlicht wurden. Kritisch wird es jedoch beim Soundtrack. Denn für eine der elementaren Szenen wurde ausgerechnet der Song „Rock'n'Roll, Part 2” von Gary Glitter als stimmungsgebende Hintergrundmusik gewählt. Glitter wurde 2015 wegen mehrfacher versuchter Vergewaltigung und Sex mit einer Minderjährigen zu 16 Jahren Haft verurteilt. Dass sein Song ausgerechnet in diesem Film, der sich auch mit dem Thema Missbrauch auseinandersetzt, gespielt wird und der verurteilte Sexualstraftäter dadurch sogar noch Geld verdienen wird, ist viel mehr als ein dummes Versehen auf Seiten der Produktion. 

Auch die Gewaltdarstellung in „Joker“ wurde im Vorfeld häufig kritisiert. Zwar  zeigt der Film im Vergleich mit anderen Comicverfilmungen sehr explizit Brutalität, wer allerdings einen Film von Quentin Tarantino gesehen hat, sollte von der Darstellung nicht allzu geschockt sein.

Kein DC-Comicfilm

Doch so sehr „Joker“ ein Aushängeschild für das DC-Universum sein könnte, so sehr distanziert sich der Film vom Comicuniversum und der Atmosphäre eines (Anti-)Superheldenfilms. Nur selten gibt es subtile Anspielungen auf den Ort des Geschehens - Gotham – oder den späteren Superhelden Batman, den man als kleinen Bruce Wayne sieht. Statt großen Action-Szenen, Explosionen und einer Armee aus Superhelden wird hier ganz deutlich eine Figur und ihre Entwicklung in den Vordergrund gestellt; ganz ohne spektakuläre Spezialeffekte. Auch der Grund für Jokers Wahnsinn ist hier nicht übernatürlich.

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Statt einem Sturz in den Säurebecken, wie etwa in der Joker Variante mit Jack Nicholson, verfällt dieser Joker aus psychischen Gründen in den Wahnsinn. Die steigende Ungerechtigkeit und die Wut gegen die Oberschicht gepaart mit den Geheimnissen um seine eigene Vergangenheit und eine psychische Erkrankung machen aus Fleck den Joker. Eine Variante, die für viele noch düsterer ist, als das Comic-Original.

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