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Der neue Bob Dylan live in Wien: als Crooner
Bob Dylan: das Konzert des Jahres 2018
„The Man“, der nie das Sprachrohr irgendeiner Generation sein wollte, sondern immer nur für sich selbst sang und musizierte, ist im achten Jahrzehnt seiner Existenz immer noch auf Tournee. Die 1988 ausgerufene „Never Ending Tour“ (im Schnitt 100 Konzerte/Jahr) bringt den rüstigen niemals in Rente gehenden Vollblutmusiker auch in die bestimmt ausverkaufte Wiener Stadthalle. Trotzdem Bob Dylan seit 30 Jahren eigentlich ständig auf Tournee ist, veröffentlichte er nebenbei auch noch weitere Alben. Dieses Jahr, am 31. März 2017, erschien etwa „Triplicate", das erste Dreifach-Studioalbum von Bob Dylan, das gleich dreißig (!) neue Aufnahmen von Songs aus dem American Songbook enthält. Das inzwischen 38. offizielle Bob Dylan-Album wurde von Jack Frost produziert und seit dem Album „Fallen Angels", das erst kürzlich – nämlich Anfang 2016 – erschien, ein weiterer überraschender Geniestreich. „Fallen Angels“ kam in Österreich sogar auf Platz eins der Charts.
Bob Dylan: Kontroversen und Stilbrüche
Zwei besonders wichtige Ereignisse in seiner Biographie seien hier kurz herausgegriffen. Nachdem Bob Dylan 1966 einen Motorradunfall hatte, zog er sich aus dem öffentlichen Leben beinahe ganz zurück und wollte sich ganz seiner Liebe (Sara) und seinen vier Kindern widmen. Als die Ehe kriselte und er wieder mehr Platten einspielte und Auftritte absolvierte und er schließlich 1979 geschieden wurde, fand Dylan eine neue Mission im Christentum, was ihm viele Fans heute noch nachtragen. 1979 erfolgte seine Konversion zum wiedergeborenen Christen, „Born Again Christian“, einer christlichen Sekte in den USA, der zum Beispiel auch George Bush angehört. Seine Bekehrung schlug sich auch musikalisch in den drei Alben „Slow Train Coming“, „Saved“ und „Shot of Love“ nieder, auf denen er hauptsächlich religiöse Lieder und Gospels vertonte.
Der neue Bob Dylan: Bob Dylan als Crooner
Mitte der Achtziger war Dylan an seinem persönlichen Tiefpunkt angelangt und von Alkohol gekennzeichnet. So forderte auf dem Live-Aid Konzert für Afrika eine Art Hilfe für amerikanische Farmer, was witzigerweise dann tatsächlich zu Farm-Aid führte, einer Initiative, die US-amerikanischen Farmern aus der Schuldenfalle helfen sollte. Seit Mitte der Neunziger Jahre ging es aber wieder aufwärts mit Bob Dylan und zuletzt machte er mit einem weiteren Stilbruch aufmerksam: Sein 36. Studioalbum „Shadows in the Night“ war ein Konzeptalbum mit Neuinterpretationen von Frank Sinatra (!) Songs aus den 1950ern. „Fallen Angels“ (2016) und „Triplicate“ (2017) fokussieren aber ebenfalls auf Stücke aus dem Great American Songbook beziehungsweise auf Frank Sinatra, was Bob Dylan damit auf eine Zeit der amerikanischen Unterhaltungsmusik vor Entstehung des Rock'n'Roll zurückgehen lässt und ihm von vielen Kritikern wiederum den Vorwurf des Verrats eingebracht hat. Schließlich war er es, der Mitte der Sechziger den Folk elektrisiert hatte, wodurch sich u.a. der vielgepriesene Rock'n'Roll ja entwickelt hatte.
Bob Dylan live in der Wiener Stadthalle
Bob Dylan versuche sogar gesanglich sich auf dieses Repertoire einzustellen und zelebriere zwischenzeitlich auch seine Konzerte im Crooner-Stil, wie etwa Maik Brüggemeyer im Deutschlandradio Kultur in einer Rezension des 2016er Albums meint.
Neben der Verleihung des Nobelpreises machte Bob Dylan zuletzt aber auch durch einen Verkauf seines „Vorlasses“ (Nachlass vor dem Tod) auf sich aufmerksam: Anfang März 2016 verkauft er sein privates Archiv um 15 bis 20 Millionen Dollar an die Universität von Tulsa. Das Archiv umfasse u.a. Gedichte, Briefe, Aufnahmen, Filme und Fotografien, insgesamt etwa etwa 6.000 Objekte, wie die New York Times weiß.
Biographie von Bob Dylan
Robert Allen Zimmermann – so sein bürgerlicher Name – wurde in Duluth, Minnesota geboren. Als musikalisches Multitalent spielt er sowohl Gitarre, Mundharmonika, Orgel als auch Klavier und sein musikalisches Repertoire reicht von Country, Blues und Gospel des Great American Songbook bis hin zur Rockmusik, für die er damals – in den Sechzigern - als „Judas“ ausgebuht wurde. Dylan war mit der der Folkmusik von Pete Seeger und Woody Guthrie aber auch Elvis Presley aufgewachsen, was ihn vielleicht 1965 zu diesem dramatischen Schritt in seiner Karriere veranlasst hatte. Das Elternhaus der Zimmermanns war multikulturell: sie waren Nachfahren deutscher, türkischer, kirgisischer und ukrainisch-jüdischer Immigranten, die 1905 aus Odessa in die Vereinigten Staaten eingewandert waren. Als sein Vater seinen Job bei der Standard Oil Company verlor, zog die Familie nach Hibbing, Minnesota, wo Vater Abe Partner seiner beiden Brüder als Elektriker wurde. 2016 erhielt Robert Allen Zimmermann – besser bekannt als Bob Dylan - für seine poetische Lyrik den Nobelpreis für Literatur, den er zunächst nicht annahm. Am ehesten gerecht wird seinem Werk die Dokumentation „No Direction Home“ von Martin Scorsese und Todd Haynes Spielfilmdoku „I´m Not There“. Oder eben ein Live-Konzert.
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